Goethe - Kunstwerk des Lebens: Biografie (German Edition) by Rüdiger Safranski

Goethe - Kunstwerk des Lebens: Biografie (German Edition) by Rüdiger Safranski

Autor:Rüdiger Safranski [Safranski, Rüdiger]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Herausgeber: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2013-08-25T22:00:00+00:00


Anmerkungen

Einundzwanzigstes Kapitel

Goethe zieht seinen Kreis um sich. Liebe, Freundschaft, Wissenschaft

und Kunst halten das Leben in Form. Fichte in Jena. Goethe nähert sich

der Philosophie. Der starke Anfang der Freundschaft mit Schiller:

das »glückliche Ereignis«. Der erste »Ideenwechsel«.

Kurz vor der Rückkehr, in Vorfreude auf Weimar, wo man den Turbulenzen der Geschichte für einige Zeit zu entkommen hofft, schreibt Goethe an Jacobi: Mein herumschweifendes Leben und die politische Stimmung aller Menschen treibt mich nach Hause, wo ich einen Kreis um mich ziehen kann, in welchem außer Lieb und Freundschaft, Kunst und Wissenschaft nichts herein kann.

Liebe, Freundschaft, Kunst und Wissenschaft sollen also seinem Leben Wert geben. Was die Liebe betrifft, so machte ihn das häusliche Verhältnis mit Christiane glücklich. In einer Sammlung von Distichen aus dieser Zeit, die unter dem Titel »Einer« an Christiane adressiert sind, heißt es: Kennst du den herrlichen Gift der unbefriedigten Liebe? / Er versengt und erquickt, zehret am Mark und erneut’s. / Kennst du die herrliche Wirkung der endlich befriedigten Liebe? / Körper verbindet sie schön, wenn sie die Geister befreit. Goethe fühlte sich von Christiane umsorgt, doch nicht beengt. Er war stolz auf seine kleine Familie, und konnte doch weiterhin wie ein Junggeselle leben; häuslich gebunden und geistig frei. Ein Liebesverhältnis, das zur schönen Gewohnheit geworden war. Schwer zu besiegen ist schon die Neigung, gesellet sich aber / Gar die Gewohnheit zu ihr, unüberwindlich ist sie. Es war auch nicht mehr nötig, die kleine Familie zu verstecken. Man war aus dem Jägerhaus vor dem Stadttor wieder ins repräsentativ umgebaute Haus am zentral gelegenen Frauenplan gezogen, das der Herzog im Sommer 1794 seinem Freund zum Geschenk machte, aus Dankbarkeit für die Begleitung bei den Feldzügen. Am 21. November 1793 brachte Christiane, nach einer Totgeburt zwei Jahre zuvor, ihr drittes Kind zur Welt, Karoline. »Goethe hat nun auch ein Töchterlein, seit ein paar Tagen«, berichtete Charlotte von Stein ihrem Sohn Fritz. »Er hat eine entsetzliche Freude darüber, denn er ist freundlich wie ein Ohrwürmchen«. Doch zwei Wochen später starb das Kind. Goethe konnte sich vor Schmerz nicht fassen. Er wälzte sich am Boden.

Was die Freundschaften betrifft, so wurden sie nach der Rückkehr aus dem Krieg sorgfältiger gepflegt. Goethe schrieb jetzt häufiger als zuvor an Knebel und Jacobi und legte wieder größeren Wert auf die geselligen Zusammenkünfte, vor allem mit Herder und Wieland. Wenn es draußen stürmt, muß man enger zusammenrücken, sagte er. Der Homerübersetzer Voß, der im Frühsommer 1794 Weimar besuchte, war von der freundschaftlichen Geselligkeit bei Goethe geradezu entzückt. »Goethe wandte sich zu mir,« erzählte er seiner Frau in einem Brief, »warum ich so schnell abreisen wollte; ich möchte ihm noch einen Tag schenken. 〈...〉 Ich ging mit Herder, um auf seiner Studierstube eine Pfeife mit ihm zu rauchen ... Wir wurden zum Tee gerufen, und fanden Wielands, Goethe, Böttiger und von Knebel. Man umringte mich, und wollte dies und jenes von meinen Untersuchungen über Homer hören. 〈...〉 Goethe kam, und drückte mir die Hand, und dankte für einen solchen Homer. Eben so Wieland 〈...〉 Bei Tische ging das Gespräch fort über Homers Gedichte und Zeitalter.



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