Godwie-Castle by Paalzow Henriette von

Godwie-Castle by Paalzow Henriette von

Autor:Paalzow, Henriette von
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


Die alte Herzogin wünschte die Gesellschaft um sich fest zu halten, bis sie selbst mit ihrer Familie nach Godwie-Castle zurückkehren würde, und sie war daher unermüdlich, in den Vergnügungen und Beschäftigungen um sich her die angenehmste Abwechselung zu erhalten.

Es konnte ihr das nicht fehlschlagen, da ihr die reichsten Mittel nach Außen zu Gebote standen, da ihre stets gleiche Laune und ihre heitere Milde überall belebend eingriff, und Jeder durch ihren Beifall sich belohnt sah, wenn er zur Heiterkeit des Ganzen die Hand geboten hatte. Trotz diesem über alle wehenden Panier der Freude kann wohl Niemand bezweifeln, daß nicht allen das Herz zu dieser einen Losung schlug und Viele, von eignen Betrachtungen beschwert, nur jene schickliche Haltung beobachteten, die nirgends das eigene Interesse geltend zu machen sucht.

Lord Ormond befand sich vornehmlich unter diesen letzteren, denn er war sich seiner bewußt geworden, und hatte sich mit einer unbeschreiblichen Erschütterung eingestehen müssen, durch Lady Melville aufs Neue mit einem Gefühl bekannt geworden zu sein, dem er sich nicht mehr zugänglich gewähnt hatte. Ja, er mußte diese Empfindung dies Mal in sich von einer Hochachtung und einer Theilnahme unterstützt fühlen, wie bei seiner früheren, so unglückselig leidenschaftlichen Liebe niemals der Fall gewesen. Er hatte anfänglich noch die Schwierigkeiten erwogen, die bei seiner Stellung und seinem Range in der Verbindung mit einem unbekannten Wesen, über dessen Leben noch so viel Dunkel und Zweideutigkeit lag, ihm zu besiegen oblagen. Aber er erkannte jetzt nur eine Schwierigkeit, nur die eine Furcht, ob er, der so viel ältere Mann, das Herz dieses Engels je gewinnen könne, und war zu jedem andern Opfer bereit, wenn er dies eine erlangt haben würde. Er wollte, im Fall man etwa Bedenken trüge, seine Gemahlin bei Hofe zu empfangen, seinen Abschied nehmen, und seine Güter durch allen Zauber von Kunst und Kultur zu einem würdigen Boden für sie umschaffen. Aber diesen wichtigen Augenblick, der darüber entscheiden sollte, wagte er nicht herbei zu führen ja, tausend Bedenklichkeiten ließen ihn vielmehr denselben stets weiter hinaus schieben. Er hörte indeß nicht auf, sie mit der zärtlichsten Aufmerksamkeit zu bewachen, und erkannte nur zu bald mit Sorge, wie die kindliche Ruhe und das herrliche Gleichgewicht ihres ganzen Wesens von ihr zu weichen begann, und bald einer schwermüthigen Stimmung, bald einer überreizten Lebhaftigkeit Platz machte, was auf einen innerlich leidenden Gemüthszustand schließen ließ. Er suchte sie stets zu unterstützen, seinen Worten ohne Beziehung einen allgemein beruhigenden Karakter zu geben, sie vor der neugierigen Zudringlichkeit Anderer zu bewahren und ihre eigenen Aeußerungen, die immer mehr den Ausdruck des Leidens trugen, vor Mißdeutungen zu schützen.

Sie schien die Nähe eines sorgsamen Freundes in ihm zu ahnen, und es war ihm, als ob sie ihn stets unter allen ihren Umgebungen suche und in seiner Nähe allein zu der harmlosen Ruhe zurückzukehren vermöge, die sonst ihr eigenstes Element war. Wie konnte Ormond sich enthalten, auf diese ihm so süße Wahrnehmung die Erfüllung der Hoffnungen zu bauen, die ihn jetzt einzig belebten. Und dennoch wagte er das entscheidende Gespräch noch nicht mit ihr einzuleiten.



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