Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition) by Cherry Adair

Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition) by Cherry Adair

Autor:Cherry Adair [Adair, Cherry]
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Roman
Herausgeber: VGS Egmont
veröffentlicht: 2012-11-08T23:00:00+00:00


11

Acadia blinzelte in die letzten tropischen Sonnenstrahlen, die blendend von den hellen Hauswänden reflektiert wurden. Die Straße war menschenleer, bis auf das Huhn, das auf der verbliebenen Sprosse eines leeren Schaukelstuhls hockte. Dogburt hatte sie zurückgelassen, um den schlafenden Zak zu bewachen.

Ihr Herzschlag erhöhte sich angenehm, als sie die Tür zur Cantina aufriss. Sobald die Tür hinter ihr zuschwang, war der Raum in verschiedene Facetten von Dunkelheit getaucht. Sie bezweifelte, dass die Atmosphäre oder die sich darauf auswirkende Dekoration beabsichtigt war. Der nutzlose Ventilator an der Decke vollführte seine ungleichmäßigen Drehungen. Flapp-flapp-wamm. Flapp-flapp-wamm.

Es stank nach Schnaps und billigen Zigarren, amerikanischen Zigaretten und Körpergeruch. Und über allem lag der durchdringende Gestank nach angebranntem Fleisch. Sie fand die Männer hinten im Raum an dem Tisch, der vermutlich ihr Stammplatz war. Acadia rieb sich im Geiste voll diebischer Freude die Hände. Ich werde Ihnen in den Arsch treten, Herr Polizeichef.

Der Barkeeper, ein großer Mann mit langem, fettigem Haar und einem schmutzigen, lindgrünen T-Shirt, das seinen gewaltigen Bauch hinaufkroch, sah sie von hinter der Ausdehnung aus Sperrholz, das die Theke darstellen sollte, verdutzt an, bevor er hinter dem dünnen Vorhang eines Durchgangs verschwand und sie mit den vieren am Pokertisch allein ließ.

Keiner von ihnen blickte auf. Oh, ihr wisst genau, dass ich hier bin, ihr Arschlöcher. Sie näherte sich dem Tisch mit extra schweren Schritten und ignorierte die platschenden, knallenden Geräusche, die ihre Stiefel auf dem von Likör klebendem Boden machten.

Polizeichef, Trickbetrüger und Erpresser José Fejos wollte gerade austeilen, aber als sie nicht wegging, blickte er auf, den Stapel Karten in der Hand, und tat überrascht, sie zu sehen. »Ach! Die Amerikanerin. Sie sind immer noch hier?« Sein Tonfall sagte, scher dich zum Teufel.

»Sí«, sagte sie mit einem leichten Achselzucken. Was glaubte er, wo sie hingehen könnte ohne Geld und mit einem außer Gefecht gesetzten Ehemann?

»Señora Stark. Qué sorpresa maravillosa. Wie geht es Ihrem Mann?«

»Viel besser, danke.« Sie lächelte und strich sich mit einer absichtlich femininen Geste eine Haarsträhne hinters Ohr. »Im Moment schläft er. Ich hoffe, ich störe Sie nicht, aber mir ist so langweilig, dass ich schreien könnte.« Das letzte Mal war sie so süß und mädchenhaft gewesen, als sie in der neunten Klasse Skip Thomson ein hausgemachtes Schullunch abgeluchst hatte, indem sie ihn überzeugte, dass die Schulrowdys sie bedroht und ihr das Essen weggenommen hätten. Er hatte ein Thunfischsandwich, Apfelschnitze und einen Schokoriegel dabei – um Himmels willen.

Wenn sie sich recht erinnerte, hatte sie sogar ein paar Tränen hervorgebracht. Er hatte keine Chance gehabt. Es hatte ihr damals Mamas Lunch eingebracht, und es würde ihr jetzt das Geld einbringen, das sie brauchte, um die Stadt zu verlassen.

»Nein. Nein, Sie stören überhaupt nicht. Schließlich ist das hier ein Ort, wo jeder hingehen kann, nicht wahr?« Er blickte sie finster an. Er trug dieselben Kleider wie gestern, und scheinbar dieselbe ekelhaft stinkende Zigarre glomm im überfüllten Aschenbecher neben ihm vor sich hin. Die Tortillachips neben dem Aschenbecher waren großzügig über seinen haarigen Bauch verteilt.

Sie unterdrückte einen leichten Schauder. An einen haarigen Bauch und etwas zu essen sollte man niemals in einem Satz denken.



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