Glanz und Schatten: Roman (German Edition) by Kearsley Susanna
Autor:Kearsley, Susanna [Kearsley, Susanna]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492980692
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2014-03-09T23:00:00+00:00
17
»… wir gewähren dir, der du hier fremd bist, die Erlaubnis: Sprich, und laß die Sache ruhn.«
Als Paul am nächsten Morgen auf mein Klopfen öffnete, hielt er sich gerade mit der einen Hand den Hörer vor die Brust, während er mit der anderen das Telefon gegriffen hatte. Ohne sein Gespräch zu unterbrechen, winkte er mir, hereinzukommen. Er telefonierte auf französisch. »Ah, verstehe. Ja, ich warte, es macht keine Umstände.« Er bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand und forderte mich auf, ich solle doch Platz nehmen.
Was leichter gesagt war, als getan. Das Zimmer der beiden war das genaue Spiegelbild meines eigenen, nur daß sie statt meines großen Bettes zwei schmalere hatten, von denen das eine sorgfältig gemacht, aber mit jeder Menge Landkarten übersät war, wogegen auf dem zweiten, noch völlig zerwühlten, der riesige Vorhang mitsamt seiner langen Stange ruhte. Der Boden war mit einem Sammelsurium von nach Farben sortierten Kleiderstapeln bedeckt. Es war kaum Platz genug zum Stehen, geschweige denn, um sich irgendwo hinzusetzen.
Paul hatte das Problem gelöst. Er hockte auf dem ebenfalls vollgestopften Schreibtisch, die Füße auf einen Stuhl mit einem Stapel Zeitungen darauf gestützt. Während er am Telefon wartete, bahnte ich mir vorsichtig meinen Weg zum Fenster, wo ich mich auf die Bettkante setzte. In einem Punkt mußte ich Simon wirklich recht geben. Das hohe Fenster entfaltete seine Wirkung ohne den wuchtigen Vorhang viel besser.
Paul summte vor sich hin.
»Grund zur Freude?« fragte ich.
»Kann sein. Die Bibliothek hat noch nicht geöffnet, aber die Angestellten sind schon da. Einer geht gerade den Chefbibliothekar fragen, ob der jemanden kennt, der – Ja, ich bin noch dran.« Dann, nach einer kurzen Pause: »Ich bin Student und schreibe an einer Arbeit über … ja, genau. Und man hat mir gesagt, daß es bei Ihnen jemanden gibt, der mir vielleicht Auskunft geben könnte. Pardon?« Er beugte sich vor, um sich auf einem Block, den er neben sich liegen hatte, etwas zu notieren. »Ja, das habe ich. Belliveau, das schreibt sich B-e-l-l …? Sie haben nicht zufällig die Telefonnummer? Ja, natürlich, das kann ich verstehen. Aber ich denke, das wird nicht schwierig sein. Haben Sie vielen Dank.« Mit zufriedenem Gesichtsausdruck legte er den Hörer auf und nahm sich eine Zigarette. »Das hat Spaß gemacht.«
»Paß lieber auf, Sherlock«, sagte ich. »Sonst kommt Big Brother und ertappt dich beim Rauchen.«
»Simon ist nicht da. Er ist vor einer halben Stunde mit den Whitakers weggegangen.«
»Simon ist mit Jim und Garland unterwegs?« Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. »Was will er denn mit denen?«
»Sie fahren nach Fontevraud, wo deine Königin Isabelle begraben ist. Simon hofft, dort Hinweise darauf zu finden, wo sie ihren Schatz versteckt hat. Und außerdem habe ich mir erlaubt, ihn daran zu erinnern, daß wir heute Dienstag haben, unseren wöchentlichen Waschtag, und da hat er die Gelegenheit genutzt, sich um den Gang zum Waschsalon zu drücken.«
»Du bist ein ganz schöner Schlawiner.«
»Ich weiß.«
»Und wie sollen wir, bitte schön, Detektiv spielen, wenn du mit eurer ganzen Wäsche dasitzt?«
»Thierry und ich haben alles im Griff.«
»Du hast doch Thierry nichts davon erzählt?« fragte ich erschrocken.
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