Glück ist nichts für Feiglinge by Förg Nicola

Glück ist nichts für Feiglinge by Förg Nicola

Autor:Förg, Nicola [Förg, Nicola]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492969475
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-03-11T16:00:00+00:00


Grindavík, Island

Sonja duschte heiß, zog einen Pullover mit V-Ausschnitt über und föhnte ihre dicken Haare, die sie diesmal nicht wie sonst zu einem Pferdeschwanz band. Sie setzte sich neben Einar. Sollte Katla doch reden. Und sie trank Bier. Das blonde Gift hatte wohl mehr Gefallen an Magnus gefunden.

Es waren bestimmt fünfzig Leute da, darunter einige Gäste aus dem Dorf. Hatte jemand Geburtstag? Katla etwa? Als Sonja neben ihr am Büfett stand, fragte sie nach. »Feierst du etwas?«

»Ja«, sagte Katla.

»Deinen Geburtstag? Ich wusste nicht …«

»Nein, kein Geburtstag. Wo warst du?«

»Bei den Pferden am Berg. Der Hengst ist ja bezaubernd.«

»Bangsi, das sanfte Bärchen. Einar musste dem Namen zustimmen, eigentlich hätte er nämlich Böðvar heißen sollen, aber er ist kein Kämpfer in der Schlacht. Einar war sich unsicher, ob so ein Softie überhaupt zum Zuchthengst taugt, aber er musste bald zugeben, dass er sagenhafte Bewegungen vererbt.«

Katla lächelte Sonja zu und tat etwas ganz Überraschendes: Sie strich ihr ganz kurz über die Wange. Und ging davon. Verschwand zwischen den Menschen, die lachten und tranken. Einar hatte seine Gitarre geholt, und Magnus spielte Saxophon.

Sonja redete mit vielen Leuten, einige wussten bereits von ihrer Katzensuche. Die Menschen fühlten mit und bestärkten sie. Sonja trank Bier und aß wenig. Das Leben war leicht.

»Du siehst sehr hübsch aus heute Nacht«, flüsterte Einar, der plötzlich hinter ihr stand. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr, er strich ihr die Haare nach hinten. Dann küsste er sie aufs Ohr. Ihr Inneres explodierte. Als sie ihm ins Atelier folgte, war da keine Katla mehr, die rief.

Als Sonja erwachte, lag sie nackt auf einer bunten Decke im Atelier. Einar war weg. Neben ihr fläzten zwei Katzen, die sich nun streckten, die Augen zusammenkniffen, einen Katzenbuckel machten und Sonja fragend ansahen.

Wo war sie? War das ein Filmriss? Sonja richtete sich auf und zog die Decke vor ihre Brust. Bis vor Kurzem hätte sie vehement bestritten, dass so etwas passieren konnte. Man war doch schließlich Herr oder Frau seiner oder ihrer Sinne. Man vergaß sich doch nicht so einfach! Oder eben doch?

Es gab keinen Grund, sich im kühlen Atelier nackt auszuziehen, es sei denn, man hatte ganz besondere Gründe. Sie versuchte nachzudenken und sich den Abend in Erinnerung zu rufen. Ein Abend, der sie zu den Trollen und den Pferden getrieben hatte. Ein Abend, der leichtfüßig gewesen war. Wie ein Elfentanz. Sie erinnerte sich an die vielen aufmunternden Worte der Gäste und daran, dass Einar sie hübsch gefunden hatte. Dass sie ihm gefolgt war ins Atelier und dass er Kerzen entzündet hatte. Dass er ein Lied nur für sie gespielt hatte, dass er ihr angeboten hatte, sie zu massieren, weil sie endlich ihre Verspannungen lösen müsse. Sie hatte bäuchlings dagelegen, er hatte ihr ein Öl, das merkwürdig und intensiv gerochen hatte, auf den Rücken gekippt. Sie wusste noch, dass er sie irgendwann gebeten hatte, sich umzudrehen. Doch an mehr konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern. Nichts! Sosehr sie wühlte und grub.

Nur eine klebrige Flüssigkeit war da noch, die keinen Zweifel ließ. Sie hatte mit einem Wikinger geschlafen.



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