Giles Blunt by Unschuldslämmer

Giles Blunt by Unschuldslämmer

Autor:Unschuldslämmer
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-06-09T19:29:47+00:00


14

Max neigte nicht dazu, seinen Launen lange nachzuhängen, das musste Sabrina ihm lassen, und das Frühstück schien ihn besonders aufzumuntern. Ihr legendärer Vater dagegen war morgens immer ein Ausbund an Negativität gewesen. Stellte sie ihr Saftglas zu fest auf den Küchentisch, beugte er sich vor und langte ihr eine. Das Einzige, was man gewöhnlich von ihm sah, waren seine Hände am Rand der Zeitung, die er raschelnd aufschlug, umblätterte und schüttelte, als seien die Ungeheuerlichkeiten, von denen sie berichtete, ihre Schuld. Dank seiner unberechenbaren Launen war der Morgen für Sabrina und ihre Mutter eine Zeit des Bangens, und wie sie jetzt in der sonnigen Essecke der Rakete saß, wurde ihr bewusst, dass diese Erfahrung bis heute ihre Vorstellung von Frühstück beherrschte.

Max summte und pfiff in der Küche, machte Kaffee und dazu pochierte Eier. Über seiner Kocherei kommentierte, imitierte und jubilierte er mit mehreren verschiedenen Akzenten. Allein beim Aufschlagen der Eier wechselte er von Schottisch über Irisch zu indischem Englisch und schließlich zu einem schwarzen Südstaaten-Bluessänger-Idiom, über das Sabrina unweigerlich lachen musste.

»Du bist eine Ein-Mann-UNO«, stellte sie fest. »Wird’s da nicht ein bisschen eng?«

»Schrecklich eng, meine Liebe, ganz schrecklich«, bestätigte er und stellte einen Teller vor ihr auf den Tisch. »Iss sie, solange sie heiß sind.«

»Die sind köstlich«, lobte sie und streute Salz und Pfeffer auf zwei vollendete Eier. »Ich hab noch nie pochierte Eier gegessen. Das muss ein englisches Gericht sein.«

»Eine der vielen Errungenschaften, die wir der Welt geschenkt haben, neben Shakespeare, Sir Larry und den Beatles.«

»Vergiss nicht die Sklaverei«, warf Owen ein.

»Die Sklaverei existierte schon lange vor dem britischen Weltreich, mein Junge.«

»Nicht in diesem Land.«

»Bitte, keine Politik zum Frühstück.«

Owen schaltete leise den Fernseher ein und ging die Sender durch, bis er Breakfast Television mit Rick und Rona, eine lokale Nachrichtensendung, fand. Dabei handelte es sich um eines dieser Formate, bei denen zwei überdrehte Moderatoren ständig Witze übereinander reißen, zwischendurch die Nachrichten verlesen und Leute interviewen, die ungewöhnlichen Beschäftigungen nachgehen.

Die männliche Hälfte der Show wurde beim nächsten Beitrag ernst. »Gestern Abend fand eine Dinnerparty ein blutiges Ende, als zwei bewaffnete Männer die Gäste im Haus von Bradford und Cassandra Blake beraubten und in Schrecken versetzten. Tork Williams ist live für uns am Ort des Geschehens.«

Eine Einstellung zeigte das Wohnhaus der Blakes mit Absperrband und Kriminaltechnikern, die kamen und gingen. Ein Reporter berichtete in atemlosem Tempo, wie die zwei Männer in die Dinnerparty geplatzt seien und die Gäste ihres Bargelds und Schmucks beraubt hätten, alles in allem »möglicherweise« im Wert von bis zu einer halben Million.

»Der hier ansässige Geschäftsmann Reeve Chandler wurde angeschossen, als er versuchte, die Einbrecher aufzuhalten. Man hat ihn ins Bezirkskrankenhaus gebracht, wo er derzeit noch mit einer Schusswunde im Bauch und einer in der Brust behandelt wird.«

Sabrina mochte kein Frühstücksfernsehen, doch Owen schien wie gebannt. Selbst Max starrte stumm auf den Bildschirm.

»Eine Überwachungskamera hat die beiden Männer aufgenommen, als sie zur Haustür hinaus flüchteten. Bei einem von ihnen handelt es sich um einen älteren Mann – den die Zeugen als Australier mit kahlrasiertem Kopf beschreiben. Der andere ist zwischen achtzehn und Anfang zwanzig, mit dunklem Haar und langen Koteletten.



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