Ghosem: Das Seelenportal (German Edition) by Schwarz Claudia

Ghosem: Das Seelenportal (German Edition) by Schwarz Claudia

Autor:Schwarz, Claudia [Schwarz, Claudia]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-05-09T22:00:00+00:00


***

Jona hatte Crossbone erreicht. Der Freibeuter stand konzentriert über seine Aufzeichnung gebeugt und schien die drohende Gefahr hinter seinem Rücken nicht zu bemerken. Jona wollte ihn warnen, aber seine Lippen waren wie zugenäht. Die Waffe in seiner Hand schnellte in die Höhe und sauste mit zerstörerischer Kraft auf den Piratenkapitän nieder. Ich will deinen verfluchten Pakt nicht – nicht auf diese Weise!, schoss es Jona verzweifelt durch den Kopf. Und tatsächlich! Endlich löste sich ein befreiender Schrei aus seiner Kehle. Entgegen jeder Vernunft und mit Kräften, die die Grenzen seines Körpers bei weitem zu überschreiten schienen, riss er den Dolch herum. Doch seine Anstrengungen reichten nicht aus, um den Schlag gänzlich abzuwenden. Die Klinge jagte herab und durchtrennte die Muskeln seines eigenen Beins, als sei es ein Stück weiche Butter. Noch bevor Jona das Geschehen realisierte, überwältigte ihn ein rasender Schmerz. Benommen blickte er hinab auf den Dolch, der bis zum Anschlag in seinem linken Oberschenkel steckte. Seine Atmung beschleunigte sich. Kraftlos wankte er nach hinten und drohte, über die Reling zu stürzen, doch es war ihm egal. Alles war besser, als mit Domhnall zu kollaborieren. Benebelt nahm er wahr, dass Bateye nach ihm packte und im letzten Moment vor einem Sturz in die Tiefe bewahrte.

Inzwischen war auch Crossbone aufmerksam geworden und schaute irritiert herüber. Die Verwirrung in seinem Gesicht nahm noch zu, als sein Blick auf den Dolch fiel, der steil aus Jonas Bein ragte.

Der klammerte sich an die Reling und rang keuchend um Beherrschung. Seine Unterlippe bebte, während er gegen den brandenden Schmerz ankämpfte, der seinen Körper wie eine Dampfwalze überrollte.

Bateye hatte seine Fassung derweil weitgehend zurückgewonnen. »Es war, als hätte jemand mein Innerstes einfach beiseitegeschoben, um sich meiner zu bedienen. Heiliger Klabauter! Egal, was ich auch tat, ich konnte mich nicht wehren!«, stieß er hervor.

Crossbones Miene wandelte sich schlagartig und wurde leichenblass. »Meinst du, du kannst ein paar Schritte gehen?«, erkundigte er sich. Jona bejahte, stöhnte jedoch sogleich gepeinigt auf. Crossbone berührte wissend dessen Schulter und befahl in Bateyes Richtung: »Bring ihn zu Töpfer. Er soll sich die Wunde ansehen und versuchen, die Blutung zu stillen.«

Der alte Pirat bot seine Schulter an, um Jona beim Gehen zu stützen. Jona bedachte den Steuermann mit einem misstrauischen Blick.

»Was ist?«, erkundigte sich Bateye. »Traust du mir etwa nicht zu, dass ich dich halten kann?«

Ich traue dir höchstens zu, dass du mich umbringst, dachte Jona misstrauisch. Wie konnte er sich Gewissheit verschaffen, dass Bateye wieder Bateye und nicht nach wie vor Domhnall war? Konnte er sich überhaupt jemals wieder jemandes sicher sein, dem er begegnete? Aufgewühlt entwand er sich Bateyes helfender Hand.

Der Steuermann öffnete den Mund, doch Crossbone winkte ab und klopfte ihm beschwichtigend auf die Schulter. »Es ist schon in Ordnung, alter Freund. Übernimm für einen Moment die Brücke. Ich werde Jona zum Medikus begleiten.«



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