Getötet by Ford Jim

Autor:Ford, Jim [Ford, Jim]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2015-10-18T16:00:00+00:00

SECHS

In jeder polizeilichen Untersuchung kommt ein Punkt, an dem nach einer scheinbar endlosen Zeit der Frustration und schleppender Fortschritte ein Fall mit affenartiger Geschwindigkeit explodiert und überall Spuren auftauchen.

Jedes Dezernat hat seine eigene Bezeichnung für dieses Phänomen, und im Bug House ist es als Whac-A-Mole-Zeit bekannt.

Bei dieser Gelegenheit ist Mayson Calvert der Katalysator, ein Mann, der nur vier Stunden Schlaf pro vierundzwanzig Stunden braucht und der, wenn er nicht gerade Detective wäre, genauso heimisch als Finanzsachverständiger zur Aufklärung von Straftaten, als Computerprogrammierer, Steuerprüfer, Codeknacker oder in jedem anderen Berufsstand wäre, der die Fähigkeit erfordert, große Datenmengen zu absorbieren, zu verdauen und im Kopf zu analysieren.

Calvert, der nicht trinkt, hatte das Moti Jheel am vergangenen Abend verlassen, nachdem er tapfer in seinem Chicken tikka herumgestochert hatte (sein Hauptinteresse an dem Gericht hatte darin bestanden, die besondere Mischung von Lebensmittelfarbe zu ermitteln, die benutzt worden war, um den Würfeln von Hühnerfleisch ihr dunkelorangefarbenes Aussehen zu verleihen), und war sofort zu seinem Schreibtisch im Bug House zurückgekehrt, wo die gedämpfte Beleuchtung und Chopins Préludes in seinen Kopfhörern seine mitgenommenen Nerven beruhigten. Mit Befriedigung stellte er fest, dass man ihm in seiner Abwesenheit die angeforderten Informationen über Peter Sutherlands Bankkonten geschickt hatte, was auch für die Angaben von Vodafone, der Finanzverwaltung und einem halben Dutzend anderer Organisationen galt. Mayson Calvert, der sich gleich viel glücklicher fühlte, hatte mit dem detaillierten Prozess begonnen, die neuen Informationen mit Daten auf der Festplatte von Sutherlands PC und Ausdrucken abzugleichen, die Seagram nachmittags mit dem Kurier von Cheshire geschickt hatte.

Gegen zwei Uhr in der Früh hatte er eine Pause gemacht, seine Arbeit gespeichert und war nach Hause in seine Wohnung mit Blick über Jesmond Dene gefahren. Dort hatte er zwei Stunden geschlafen, geduscht, ein frisches Hemd angezogen, ein leichtes Frühstück aus Obst und Naturjoghurt zu sich genommen und war ins Büro zurückgefahren. Als der Rest des Teams gegen halb acht eintrudelte, hatte Mayson Calvert bereits zwei Stunden an seinem Schreibtisch gesessen, und seine Arbeit war beinahe abgeschlossen.

Inzwischen ist es kurz vor neun, und Mayson Calvert steht auf, trägt die relevanten Unterlagen zusammen und geht durch das Großraumbüro des Dezernats zu Vos’ Büro.

»Haben Sie eine Minute Zeit, Chef?«, fragt er.

»Mayson.«

Calvert erklärt, dass Peter Sutherland drei Bankkonten hatte: ein gemeinsam laufendes Konto mit seiner Frau, ein Geschäftskonto und ein völlig separates Sparkonto, von dem er am Morgen vor seinem Tod in Newcastle an einem Geldautomat in Crewe fünfhundert Pfund abgehoben hatte. Mit diesem Geld hatte er vermutlich den Mietwagen bezahlt und seine Anzahlung in der Frühstückspension in Low Fell geleistet.

»Geheime Bankkonten? Barzahlung? Mietwagen?« Vos nickt. »Man könnte annehmen, er wollte nicht, dass seine Frau von seinem Besuch in Newcastle Wind bekommt.«

Mayson Calvert befingert seine Krawatte. »Dafür könnte es einen Grund geben«, sagt er. »Nach den Angaben auf seinem PC war ich in der Lage, mir Zugang zu seinem E-Mail-Konto zu verschaffen.«

Er will mit seinen Erläuterungen fortfahren, als Seagram ihren Kopf durch die Tür steckt.

»Wir haben den Wagen gefunden«, sagt sie.

»Steht er an der Abbotsford Terrace?«, fragt Mayson Calvert.

Vos und Seagram schauen erst ihn und dann sich gegenseitig an.

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