Gesundheit ist kein Zufall by Spork Peter
Autor:Spork, Peter [Spork, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-DVA Sachb./Belle.
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Prägung im Mutterleib
Dass die Wissenschaft inzwischen ein Stück weit den Anstieg vieler Volkskrankheiten erklären kann, ist eine wirklich gute Nachricht. Damit zeichnen sich auch erste Lösungswege ab. Und zumindest beim Thema krankhaftes Übergewicht und Folgekrankheiten bis hin zu Diabetes oder Krebs sind wir ja längst dabei gegenzusteuern. Nicht nur Andreas Plagemann sieht »die enorme Chance und Herausforderung einer grundlegenden Krankheits-Vorbeugung, von der sowohl Individuen als auch ganze Gesellschaften profitieren würden«. Wir sollten endlich die Erkenntnis akzeptieren, dass dicke Mütter mehrheitlich dicke Kinder bekommen und dass aus dicken Kindern meist auch dicke Erwachsene werden. Zudem müssen wir die medizinische Faktenlage anerkennen, dass krankhaftes Übergewicht*20 auf Dauer das Risiko für eine Reihe von Volkskrankheiten erhöht und die Lebenserwartung durchschnittlich um etwa zehn Jahre verringert. 79 Insofern sollten wir versuchen, gegen diese Trends anzuarbeiten.
Zum Beispiel sollten wir noch mehr in die Gesundheit Schwangerer investieren! Und wir sollten noch mehr unternehmen, um werdende Eltern und Paare mit Kinderwunsch zu einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung zu motivieren. Auch müssen wir noch gründlicher nach ersten Anzeichen von Schwangerschaftsdiabetes suchen und diesen bekämpfen.*21 Und wir müssen dafür sorgen, dass werdende Eltern für all das auch die dringend benötigten Freiräume und Mittel erhalten.
Das deutsche Bundesernährungsministerium sowie die Berufsverbände der Frauen-, Kinder- und Jugendärzte unterstützen zum Beispiel das erst 2015 gegründete »Bündnis Frühkindliche Prävention«. Es soll »die gesetzlich verankerten Vorsorgeuntersuchungen in Schwangerschaft und erstem Lebensjahr um präventive Beratungsleistungen zu den Themen Ernährung und Bewegung erweitern«. 80 Doch wir sollten uns nicht allein auf staatliche Programme verlassen. Viele Maßnahmen lassen sich auch privat ergreifen – und sie müssen nicht allein von den Frauen ausgehen. Zum Beispiel können Männer ihre Partnerinnen regelmäßig zu langen Spaziergängen begleiten oder für sie abwechslungsreich und nicht zu fett kochen, wenn sie schwanger sind. Oder sie nehmen ihnen Arbeit ab und gönnen ihnen einfach mal Ruhe – damit sie sich ein wenig entspannen können.
Während der Schwangerschaft ist die Mutter für das Kind vor allem eines: die Welt, in der es lebt. Fast alles, was die Mutter einatmet, isst und trinkt, kommt über Plazenta und Nabelschnur beim Kind an. Die niederländische Philosophin und Medizinerin Elselijn Kingma betrachtet den Fötus sogar der Mutter regelrecht zugehörig: Er sei ein »Teil ihres Organismus«. Die Idee, das Kind im Mutterleib sei bereits ein eigenständiges, separates und unabhängiges Individuum, sei schlichtweg »ein Mythos«. 81
Egal wie weit man der Niederländerin folgen mag, Fakt ist jedenfalls, dass das Kind bis zur Geburt mit der Mutter vieles teilt, dass sie miteinander verwachsen sind, dass der Fötus ohne die Mutter nicht lebensfähig wäre. Der Sport, den die Mutter treibt, die Belastung, der sie ausgesetzt ist, die Entspannung, die ihr ein liebevoller und verantwortungsbewusster Partner ermöglicht, die Entlastung, für die ihr Arbeitgeber oder die Verwandten sorgen: All das kommt mehr oder weniger unmittelbar in Form von Nähr- und Botenstoffen beim Kind an.
Und so wie sich die Mutter selbst permanent auf der Ebene ihrer Molekular- und Zellbiologie verändert, wie sie sich in Reaktion auf die Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt biologisch fortentwickelt, so kommen die von ihr erzeugten
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