Gestrandet in der Realzeit by Vernor Vinge

Gestrandet in der Realzeit by Vernor Vinge

Autor:Vernor Vinge [Vinge, Vernor]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Trivial-SF
ISBN: 9783641228972
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2018-11-30T23:00:00+00:00


13

In der Luft über Wil blitzte es, und seine Beine wurden taub. Er fiel kurz vor der Stelle zu Boden, wo der Junge gestanden hatte. Obwohl ihm die Luft ausging, versuchte er, sich wieder auf die Knie zu erheben – unmöglich. Er schnaubte, Blut lief ihm übers Gesicht, und das rationale Denken kehrte zurück. Jemand hatte ihn mit einer Lähmwaffe beschossen.

Rund um ihn erklangen Rufe. Die Leute, nicht sicher, ob dieser Berserkerangriff fortgesetzt werden würde, zogen sich immer noch zurück. Das Spiel war abgebrochen worden. Das Licht des Leuchtballs war stetig und unbeweglich. Wil berührte seine Nase. Sie war blutig, aber nicht gebrochen.

Als er sich auf den Ellbogen stützte, hörte das Stimmengewirr auf.

Steve Fraley kam auf ihn zu, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. »Mein lieber Inspektor! Sie haben sich ein bisschen hinreißen lassen, nicht wahr? Ich hätte Sie für besonnener gehalten. Gerade Sie sollten wissen, dass wir alten Groll nicht dulden können.« Er trat näher heran, und Wil musste sich anstrengen, um in sein Gesicht aufzublicken. Dann gab er auf und senkte den Kopf. Hinter dem Präsidenten von Neumexiko, am Rand des von dem Leuchtball erhellten Gebiets, sah er den Jungen ins Gras kotzen.

Fraley stand jetzt so dicht vor dem am Boden liegenden Brierson, dass seine Sportschuhe sein Blickfeld fast ganz ausfüllten. Wil fragte sich, wie es sein würde, wenn man einen dieser Schuhe ins Gesicht kriegte – und irgendwie war er überzeugt, dass Steve die gleiche Überlegung anstellte.

»Präsident Fraley«, erklang Yeléns Stimme aus der Luft. »Ich stimme voll mit Ihnen überein, was alten Groll betrifft.«

»Äh … ja.« Fraley trat zwei Schritte zurück. Seine Worte klangen, als blicke er dabei nach oben. »Danke, dass Sie ihn gelähmt haben, Ms. Korolew. Vielleicht ist es ganz gut, dass dies geschehen ist. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass Sie erkennen, bei wem Sie sich darauf verlassen können, dass er sich verantwortungsbewusst benimmt – und bei wem nicht.«

Yelén antwortete nicht. Mehrere Sekunden vergingen. Rings um Wil fanden leise Gespräche statt. Er hörte Schritte näher kommen und dann Tunç Blumenthals Stimme. »Wir möchten ihn nur von der Menschenmenge wegtragen, Yelén. Geben Sie ihm eine Chance, damit seine Beine wieder beweglich werden. Okay?«

»Okay.«

Blumenthal half Wil, sich auf den Rücken zu rollen. Dann fasste er ihn unter den Schultern und hob ihn hoch. Wil sah, dass Rohan Dasgupta seine Beine gepackt hatte. Aber alles, was Wil fühlte, waren Blumenthals Hände. Seine Beine waren immer noch totes Fleisch. Die beiden schleppten ihn weg von dem Licht und den Menschen. Für den schlanken Rohan war es eine Anstrengung. Alle paar Schritte schleifte Wils Hintern über den Boden, ein Geräusch ohne Empfindung.

Schließlich war rings um ihn alles dunkel. Sie lehnten ihn mit dem Rücken gegen einen großen Felsblock. Die Spielfelder und Lagerfeuer drängten sich wie Lichtteiche zusammen. Blumenthal hockte sich neben Wil auf die Fersen. »Sobald Sie ein Kribbeln in den Beinen spüren, versuchen Sie zu gehen, Wil Brierson. Auf die Weise wird es weniger weh tun.«

Wil nickte. Es war der übliche Rat an Opfer von Lähmwaffen, wenigstens dann, wenn das Herz nicht in Mitleidenschaft gezogen war.



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