Geschwister des Wassers by Andrea de Fuego

Geschwister des Wassers by Andrea de Fuego

Autor:Andrea de Fuego [Fuego, Andrea de]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


38. Kapitel

DER OMNIBUS NÄHERTE sich dem Wirtshaus, an dem Júlia aussteigen sollte. Der Fahrer fuhr langsamer, wartete auf den sich abzeichnenden Schatten, die zum Aussteigen bereite Passagierin. Da er niemanden sah, nahm er an, sie sei eingeschlafen oder habe vergessen auszusteigen, aber er würde nicht extra anhalten, zu den Passagieren hingehen und sie wecken, also fuhr er weiter. Júlia wachte in der Stadt am Ende der Strecke auf und fand heraus aus ihrer zähen Schläfrigkeit, sie befand sich auf einem kleinen Busbahnhof.

»Du hast deine Haltestelle verpasst, Mädchen, jetzt musst du dir wohl eine Rückfahrkarte kaufen.«

Sie aß einen Kuchen, setzte sich auf ihren Beutel und wartete. Das Geld reichte nur für eine halbe Fahrkarte.

»Lassen Sie mich an dem Wirtshaus auf halber Strecke raus, ich zahle die Hälfte.«

Sie setzte sich erneut auf ihren noch lauwarmen Platz und versuchte einzuschlummern, um die Haltestelle erneut zu verschlafen. So brauchte sie ihm wenigstens nichts vorzumachen, denn inzwischen war sie fest entschlossen zurückzukehren. Die Serra Morena war eine verschlossene Kurve, ein Ellenbogen, ein Abzweig, der nicht mehr gangbar war. Nico und Antônio, inzwischen erwachsen, würden sie nicht mehr wiedererkennen wie in Kinderzeiten.

Diesmal hielt der Busfahrer an und wartete darauf, dass Júlia mit ihrem Beutel an ihm vorbeiginge, aber nichts. Er machte die Tür wieder zu und gelobte sich Strenge bei der Ankunft, sie würde ihm die restliche Strecke bezahlen müssen. Doch an der Ankunftsplattform stieg sie so verschüchtert aus, dass der Busfahrer doch nichts verlangte. Júlia ging zu Dinorás Toilette, sie saß da wie beim ersten Mal, häkelnd, die Maschen betrachtend, die sie mit feinem Garn füllte.

»Hallo.«

»Bist du nicht in deine Stadt gefahren?«

»Es hat nicht geklappt.«

Dinorá wandte sich wieder ihrer Häkelei zu, beobachtete die Münzen, die in die Pappschachtel fielen, der Eintritt für die Toilette. Das Drehkreuz quietschte bei jedem Rein- und Rauskommen. Júlia setzte sich auf einen Wartesessel, unter die große Uhr, ohne auf die Stundenzeiger zu achten, die von links nach rechts ihre Kreise zogen.

Sie verharrte still, als sie unter den vielen Menschen die Frau in Violett entdeckte, diesmal in Grün. Sie ging auf eine kniende junge Frau zu, die gerade einem Jungen die Hose wechselte, während ihr Baby im Kinderwagen schlief. Die Frau begann eine freundliche Unterhaltung, die beiden lachten. Sie sagte etwas, das die Mutter veranlasste, mit dem großen Jungen auf dem Arm aufzustehen und schnell zu der Rolltreppe zu laufen, die zu den Plattformen führte. Die Frau in Grün nahm den Kinderwagen mit dem jüngeren Kind und half der ungeschickten Mutter. Die beiden rannten und verlangsamten im selben Rhythmus, Júlia sah genau hin, von ihrem Platz aus konnte sie alles sehen, ohne den Kopf wenden zu müssen.

Die gutgekleidete, höflich lächelnde Frau zog den Kinderwagen blitzschnell zurück, als die Mutter bereits auf der Rolltreppe war und nicht mehr zurückkonnte, da andere Leute mit Koffern in der Hand hinterherkamen. Sie rollte den Kinderwagen zur Toilette, aus der sie weiß gekleidet und mit einem Päckchen im Arm wieder herauskam und verschwand. Dinorá unternahm nichts. Júlia verspürte Hunger und veränderte ihre Sitzposition.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.