Geschichten aus der Murkele by Hans Fallada

Geschichten aus der Murkele by Hans Fallada

Autor:Hans Fallada [Fallada, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Verlag GmbH
veröffentlicht: 2011-05-30T10:05:22+00:00


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Geschichte vom unheimlichen Besuch

Es war einmal ein Junge, den nannten seine Eltern den Husch, weil er stets so eilig weghuschte, und er war überhaupt das schnellste und leiseste Kind von der Welt. Wenn man ihn suchte, war er grade weggehuscht, und wenn seine Mutter sich die Kehle nach ihm ausrief, kam er unter dem Küchentisch hervorgehuscht. Darum hieß er der Husch.

Der Husch aber kannte kein größeres Vergnügen, als sich zu verstecken, daß alle nach ihm suchen mußten. Da half kein Bitten und kein Reden und kein Schelten, er konnte es nicht lassen, er mußte sich verstecken. Und Prügel halfen auch nicht. Sollte es zum Mittagessen gehen, und alle liefen durcheinander, wuschen sich die Hände und riefen dazwischen nach dem Husch, so saß der ganz still und leise in der Holzkiste am Herde, hielt den Atem an und freute sich wie ein König, daß sie nach ihm liefen und lärmten.

Hatte seine Mutter ihn aber am Abend ins Bett gebracht und rief nur schnell den Vater, daß der ihm gute Nacht sagte, so huschte der Husch schnell aus seinem Bett, setzte sich oben auf den Kleiderschrank und sah stillvergnügt zu, wie seine Eltern nach ihm liefen und riefen.

So ging es eine lange Zeit, und der Husch ließ nicht vom Verstecken.

Nun begab es sich, daß der Husch an einem Sonntagnachmittag allein zu Hause saß, denn seine Eltern waren ins Dorf zu Freunden gegangen. Der Husch saß auf einem Stühlchen am Fenster und sah zu, wie es draußen immer mehr und immer größere Blasen auf den Pfützen regnete. Dazwischen malte er aus seinem Tuschkasten ein Bild an, darauf waren eine Sonne, ein Mond und viele Sterne, und alle zusammen lachten und tanzten Ringelreihe. Die Sterne aber waren schwierig auszumalen, wegen ihrer vielen Zacken, darum machte der Husch von Zeit zu Zeit eine Erholungspause und sah aus dem Fenster nach dem Regen.

Als er nun wieder einmal hochschaute, sah er das Hoftor gehen, als käme einer herein, es war aber keiner zu sehen. Der Hofhund an seiner Kette fuhr los, wie wenn etwas Fremdes auf dem Hof wäre, und blaffte böse. Plötzlich aber winselte er, als habe er einen Schlag bekommen, und kroch angstvoll in seine Hütte.

Das kam dem Husch seltsam vor, rasch huschte er hinter die Gardine und versteckte sich so, daß er auf den Hof sehen konnte, ohne gesehen zu werden. Er sah aber gar nichts. Der Hund hockte winselnd in seiner Hütte, und auf den Pfützen regnete es Blasen. Und doch hatte der Husch das bestimmte Gefühl, es sei da etwas Fremdes auf dem Hof.

Nach einer Weile war es dem Husch, als sähe ein Gesicht von draußen durch die Scheibe, durchs Fenster. Wie sehr er aber auch durch die Gardine blinzelte, er sah nichts als das blanke Glas und den Regen auf dem Hof. Das ist doch wunderbar, dachte der Husch. Da ist jemand und ist doch nicht zu sehen. Wenn der sich versteckt, kann er’s noch besser als ich.

Indem ging die Küchentür ins Haus hinein. Aber der Husch konnte spähen, daß ihm



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