Geschichten Aus Der Diebeswelt by Asprin Robert Lynn

Geschichten Aus Der Diebeswelt by Asprin Robert Lynn

Autor:Asprin, Robert Lynn [Asprin, Robert Lynn]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Diebe von Freistaat
ISBN: 9783404200894
Google: 0pNBYAAACAAJ
Herausgeber: Bastei-Verl. Lübbe
veröffentlicht: 1986-02-14T23:00:00+00:00


Im Basar unter der sich dem Westen zuneigenden Sonne herrschte lärmender Betrieb. Kaufleute, Handwerker, Träger, Diener, Sklaven, Ehefrauen, Noma-den, Kurtisanen, Gaukler, Bettler, Diebe, Spieler, Magier, Akolythen, Soldaten und wer weiß, wer noch, liefen durcheinander, feilschten, klatschten, zankten, intrigierten, grölten, würfelten, tranken, aßen und wer weiß, was noch. Reiter, Kameltreiber, Fuhrmänner drängten sich durch die Menge und störten sich nicht an den Verwünschungen, mit denen man sie bedachte. Musik klimperte und dudelte aus den Weinstuben. Händler priesen lautstark ihre einmalige, unüber-treffliche Ware an; Nachbarn beschimpften einander; Gottgläubige beteten eintönig auf flachen Dächern. Dick hing in der Luft die Geruchsmischung von Schweiß, Braten, gebrannten Mandeln, würzigen Getränken, Leder, Wolle, Dung, Rauch, Ölen und billigen Duftstoffen.

Gewöhnlich genoß Cappen Varra dieses bunte Durcheinander, doch jetzt kämpfte er sich mit nur einem Gedanken hindurch. Natürlich war er trotzdem wachsam, wie jeder in Freistatt es sein mußte. Als kaum spürbare Finger ihn berührten, wußte er Bescheid. Zu jeder anderen Zeit hätte er gegrinst und zu dem Taschendieb gesagt: »Bedaure Freund, ich habe es mir andersherum vorgestellt.« Jetzt aber legte er die Hand auf so grimmige Weise um den Rapiergriff, daß der Taschendieb entsetzt zurückwich und gegen eine fette Frau prallte, daß sie ihr hoch mit Blumen beladenes Messingtablett fallenließ. Sie kreischte und keifte und schlug ihm das schnell wieder ergriffene, doch nun leere Tablett über den Schä-

del.

Cappen achtete nicht darauf.

Am Ostrand des Marktes fand er, was er suchte. Wieder einmal stand Illyra in Ungnade bei ihresgleichen und betrieb ihr Gewerbe nun in einer Verkaufsbude, die sie mit schwarzem Stoff verhangen hatte. Der Gestank aus einer nahen Ger-berei überlagerte fast den starken Duft des Räucherwerks, das sie in einer ungewöhnlichen Schale verbrannte, und würde sicher den ihrer feinen Krauter ganz ersticken. Ihr selbst fehlte die respekt-, ja furchterregende Aura, um die sich die meisten Wahrsagerinnen, Kartenleserinnen, Magier, Zauberer und ihresgleichen bemühten. Sie war zu jung und hätte in ihrer wallenden, farbenfrohen S’danzo-Gewandung fast verloren gewirkt, wäre nicht ihre liebliche Schönheit gewesen.

Cappen begrüßte sie mit einem Kratzfuß. »Guten Tag, liebreizende Illyra.«

Sie saß auf einem Kissen und blickte lächelnd hoch. »Einen guten Tag, Cappen Varra.« Sie hatten sich schon oft unterhalten und miteinander gealbert, und er hatte für sie gesungen. Er hätte gern mehr für sie getan und sie hofiert, aber sie schien alle Männer in sicherer Distanz zu halten, und ein Riese von Schmied, der 78



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