Geschichte der Welt: Weltreiche und Weltmeere by Iriye Akira; Osterhammel Jürgen & Reinhard Wolfgang
Autor:Iriye, Akira; Osterhammel, Jürgen & Reinhard, Wolfgang
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406641138
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2015-05-07T16:00:00+00:00
Ozeanische Lebenswelten
Südostasien und Ozeanien sind von zerklüfteten Küstenlinien und einer zerrissenen Inselstruktur geprägt, gleichzeitig vielerorts von einem schwer zugänglichen Hinterland. Das bedeutet nicht nur, dass sich Siedlungsschwerpunkte vornehmlich an der Küste und an den Flüssen entwickelten, sondern auch, dass Handels- und Kommunikationswege primär zu Wasser entstanden. Das Leben mit dem Wasser und auf dem Wasser war hier in kultureller wie wirtschaftlicher Hinsicht weitaus bestimmender als in den meisten anderen Weltgegenden. Von der Koreastraße bis zur Cook-Straße ist diese Bedeutung das auffälligste verbindende Element einer ansonsten äußerst heterogenen Großregion. Insofern ist es kein Zufall, dass gerade hier Lebenswelten entstanden, bei denen die Bezeichnung «ozeanisch» nicht nur vom Leben am Ufer zeugt.
Gesellschaften, bei denen die maritime Orientierung viele Bereiche des Alltags prägte, existierten in unterschiedlicher Intensität, lassen sich aber doch in zwei grundlegende Spielarten unterteilen: zum einen in solche, die eine sesshafte Lebensform an Land praktizierten, ihren primären Lebensunterhalt jedoch aus dem Meer bezogen wie die Fischergesellschaften, die in ganz Südostasien und mehr noch im ozeanischen Raum existierten; zum anderen solche, die ihr gesellschaftliches Leben ganz auf das Wasser verlegt hatten.[28] Letztere konnten nomadischen Charakter aufweisen wie die Bajau zwischen Sulawesi, Borneo und den Philippinen, die Orang Laut in der Straße von Melaka und im Riau-Lingga-Archipel oder die Moken vor Siam und Burma, insbesondere im Mergui-Archipel sowie in der Andamanen-See. Oder sie hatten einen sesshaften Charakter wie die «schwimmenden Dörfer» in der Bucht von Halong im nördlichen Vietnam. Solche Merkmale treffen zudem auch auf manche Piratengruppe zu und nähern sich der Lebensform mancher Handlungsreisender, die ihre Ware auf dem Seeweg begleiteten.
Solche Gemeinschaften bewegten sich meist außerhalb der Blickweite schriftlicher Zeugnisse oder auch der großen Handels- und Verkehrsrouten. Dennoch ist ihre Bedeutung über den eigenen Lebensbereich hinaus nicht zu unterschätzen. Sie waren als Fischer und Sammler von Meeresprodukten wie trepang, agar-agar (eine Algenart, die zu Geliermittel weiterverarbeitet wird) oder Schildpatt tätig. Als solche waren sie immer wieder in den wichtigen Hafenstädten präsent, wo sie auch als Zwischenhändler fungierten, beispielsweise für Vogelnester, Wachs und andere Waldprodukte aus Borneo, die sie nach Makassar brachten. Die Bajau um Sulawesi wurden aufgrund steigender Nachfrage aus China zu regelrechten trepang-Experten. Auch einige weiterverarbeitete Produkte wurden von ihnen verkauft. Sie entwickelten so durchaus eine Marktorientierung und zeigten Ansätze von Gewerbe und Handelskontakten bis hin zu Endverbrauchern, führten also ein komplexeres Wirtschaftsleben als eine auf Fischerei basierende Subsistenzwirtschaft.
Angesichts ihrer mobilen Lebensweise ist die herrschaftliche Zuordnung der Seenomaden schwierig. Die Bajau vor den südlichen Küsten Sulawesis entschieden sich selbst zwischen den rivalisierenden Staaten Boné und Makassar. Ihre nördlichen Verwandten im Sulu-Archipel wurden von der dominierenden Ethnie der Taosug als «Eigentum» des Sultans betrachtet, was wahrscheinlich eher mit den Sklavenzügen des Sultanats insgesamt zu tun hatte als mit einer generellen Zuordnung. Intern handelte es sich um eine akephale Gesellschaft, organisiert nach Familienverbänden, die Schiffs- oder auch Hausgemeinschaften bildeten. Einige Seenomaden besaßen Pfahlbauten in den seichten Gewässern von Korallenriffen und vor vulkanischen Inselgruppen, die jedoch in vorkolonialer Zeit nie ihr Lebensmittelpunkt waren. Dieser war bis in das 19., mancherorts bis in das frühe 20.
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