Germanen Saga 2 - Der Adler des Germanicus by Jörg Kastner

Germanen Saga 2 - Der Adler des Germanicus by Jörg Kastner

Autor:Jörg Kastner [Kastner, Jörg]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-14T16:00:00+00:00


Blutigrot erstrahlte die tiefe Sonne, die jetzt schon früh sank, über dem Heerlager der Römer. Seit dem frühen Nachmittag war ein Teil der dreißigtausend Mann, die Germanicus auf dieser Expedition befehligte, damit beschäftigt, das Nachtlager zu errichten.

Zufrieden schritt Germanicus mit einem Gefolge hoher Offiziere durch die rasch an Gestalt gewinnenden Lagerstraßen und erwiderte die Jubelrufe der hart arbeitenden Männer mit freundlichen Worten, die seiner guten Stimmung entsprachen. So waren die Soldaten nach seinem Geschmack. Noch vor Sonnenaufgang durch das Trompetensignal geweckt, packten sie im ersten Tagesschimmer die Zelte zusammen, rissen das Lager ab und machten sich ohne Frühstück auf den Marsch, der bis in die Mittagszeit dauerte. Nach kurzer Rast wurde dann das neue Lager aufgebaut. Marschieren und Arbeiten ließen den Männern keine Zeit für dumme Gedanken. Ja, die Legionen waren dabei, sich den Stolz Roms zurückzuerobern! Es war ein harter Weg gewesen. Nachdem mit der Rückkehr Caligulas, der jetzt mit seiner Amme in der Ubierstadt weilte, die Raserei der Legionen I und XX endlich besänftigt gewesen war, mußte Caecina bei den Legionen V und XXI in Vetera ein ähnliches Blutgericht abhalten, wie es über die Rädelsführer und übelsten Meuterer im Oppidum Ubiorum hereingebrochen war. Im Schutze der Nacht schlich Caecina mit getreuen Zenturionen, Signifern und Soldaten in die Unterkünfte der Aufrührer und brachte die größten Schreihälse für immer zum Schweigen. Als Germanicus ins Lager einzog, ritt er zwischen wahren Leichenbergen hindurch. Er ließ die Toten verbrennen und versprach den reumütigen Soldaten die baldige Gelegenheit, sich neuen Ruhm zu erwerben. Diese Gelegenheit kam bald, denn Germanicus führte ausgesuchte Kohorten der Legionen I, V, XX und XXI in der Stärke von zwölftausend Mann, sechsundzwanzig Auxiliarkohorten und acht Alen Reiterei auf einer Schiffsbrücke über den Rhenus und dann ins Germanenland hinein. Das geographische Ziel des Feldzuges stand noch nicht fest, das militärische aber schon. ›Rache für Varus‹ hieß die Parole, doch ›Ruhe bei der Truppe‹ und ›Ruhm für Germanicus‹ hätte es eigentlich heißen müssen. Ein Sieg über die aufständischen Germanen würde den Soldaten neues Selbstvertrauen und ihrem Imperator neues Ansehen in Rom einbringen.

Ein Optio seiner Garde kam im Laufschritt auf Germanicus zu und meldete: »Imperator, wir haben mitten im Lager einen Germanenfürsten aufgegriffen!«

»Einen unserer Verbündeten?«

»Nein, einen unserer Feinde, einen Cherusker.«

»Wie heißt er?«

Der Optio öffnete den Mund, begann dann zu stottern und sagte mit errötendem Kopf: »Ich … ich konnte mir den Namen nicht merken, Imperator. Die Namen dieser Barbaren klingen alle so … so ungewöhnlich. Man kann sie kaum aussprechen!«

»Dann sehen wir uns den Kerl einfach mal an«, meinte Germanicus und wandte sich zu seinen Begleitern um. »Daß es uns der Feind so einfach macht und uns hier in der Nähe des Rhenus schon entgegenkommt, hätte ich nicht zu hoffen gewagt. Allerdings müßten die aufständischen Barbaren ein wenig zahlreicher erscheinen, damit unser Sieg über sie ruhmvoll ausfällt.«

Die Offiziere lachten laut und gingen hinter ihrem Imperator her. Der Optio führte sie zu einem Zelt auf dem Hauptplatz. Vier verwegen aussehende Germanen wurden dort von einem Trupp Prätorianer bewacht.

»Das sind ja doch mehr als



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