Gerechte Engel by Mary Stanton

Gerechte Engel by Mary Stanton

Autor:Mary Stanton [Stanton, Mary]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783492952415
Herausgeber: Piper ebooks


Während Bree beschwingt die Treppe zu ihrem Büro hocheilte, dachte sie sich, dass es kaum etwas Zufriedenstellenderes gab als einen kompletten (zugegebenermaßen nur vorläufigen) Sieg über Gauner und Schwindler. EB würde das Ganze gefallen. EB würde ihr aber auch in Erinnerung rufen, dass es nicht gut war, die Bullochs und Stubblefield zu Feinden zu haben.

Allerdings war EB gar nicht da, denn es war bereits nach zwei. Mittags hatte sie Feierabend. Die Kanzlei in der Bay Street war noch zu neu, als dass sich Bree dort eine Vollzeitkraft hätte leisten können. Im Unterschied zu Justine Coville sahen die anderen Klienten keine Veranlassung, etwas an ihrem Testament zu ändern. Bree blieb mitten im Zimmer stehen und versuchte, das Büro mit den Augen eines potenziellen Klienten zu betrachten.

Der Paravent aus Rattan teilte den Raum in zwei Hälften. Der größere vordere Teil beherbergte EBs Schreibtisch, drei Aktenschränke aus grauem Metall sowie einen Besucherstuhl. Hinter dem Paravent befand sich Brees Schreibtisch, der unmittelbar vor dem zur Bay Street gehenden Schiebefenster stand. Der Teppichboden entsprach dem in Büroräumen üblichen Standard und hatte – ebenso wie die Wände – eine Farbe, die Bree als undefinierbar bezeichnete. Das gesamte Mobiliar stammte, wie man schnell sehen konnte, aus zweiter, vielleicht sogar aus dritter Hand. Farbe, Bilder, Pflanzen fehlten noch, dachte Bree. Sie würde das ändern, sobald sie Zeit dafür fand.

Nun setzte sie sich an ihren Schreibtisch, wo sie eine Nachricht in EBs charakteristischer Handschrift vorfand:

HABE IN DER ABLAGE GESUCHT UND DAS PROTOKOLL DER VORVERHANDLUNG VOM 13. DEZEMBER 1952 GEFUNDEN. RON WAR DA, UM UNTERLAGEN ZU BRINGEN. UNBEDINGT VOR IHREM TREFFEN MIT FLORIDA SMITH UM 7 UHR LESEN. DIESER JUNGE HAT VIELLEICHT EIN LÄCHELN! ANRUFE VON LT. HUNTER. BITTE UM RÜCKRUF. DENT WILL SIE SPRECHEN. HAT VON RON ERFAHREN, DASS SIE HEUTE HIER SEIN WÜRDEN. HAB GESAGT, ER SOLL VORBEIKOMMEN. BIS MORGEN, HOFFE ICH. – EB.

Das Protokoll der Vorverhandlung lag zuoberst auf dem Aktenstapel. Als Bree danach griff, stellte sie überrascht fest, dass sie ziemlich nervös war. Sie dachte gern an Franklin zurück, den sie als großen, ziemlich zurückhaltenden Mann mit weißer Haarmähne und tiefer, volltönender Stimme in Erinnerung hatte. Gleich würde sie ihn wieder vor sich sehen – wenn sie las, was er damals gesagt hatte.

Zuerst warf sie einen Blick auf die Liste der Zeugen. Der Hausarzt war ein Dr. John Warren gewesen. Bree runzelte die Stirn. Ein Allgemeinmediziner, der keinerlei Qualifikationen als Psychiater hatte. Den vorsitzenden Richter – Bulwar Kinney – kannte sie nur vom Hörensagen, denn er war lange vor ihrer Geburt gestorben. Welchen Ruf er genossen hatte, wusste sie nicht genau, aber zweifellos hatte er – wie die ganze Familie Kinney – zur alten Garde der Stadt gehört.

Eddie O’Malley war ebenfalls als Zeuge aufgeführt. Er hatte zu denen gehört, die Alexander daran gehindert hatten, seine schreckliche Fahrt mit dem brennenden Karren fortzusetzen.

Die Aussagen über Alexanders Verhalten nach Haydees Tod wiesen keinerlei Widersprüchlichkeiten auf. Consuelo, Alexander senior, Dr. Warren – sie alle gaben zu Protokoll, dass er vor Kummer außer sich gewesen sei, wobei ihren Aussagen jedoch jene Gleichförmigkeit fehlte, die vorher abgesprochene Lügen oft prägte.



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