Geliebter Prinz by Marie Louise Fischer

Geliebter Prinz by Marie Louise Fischer

Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-04-20T00:00:00+00:00


Daniel zuckte die Schultern. 'Wozu auch? In Indien gehört bestimmt nicht viel dazu, denke ich mir. Man wird im Slum oder auf der Straße geboren und hat kaum eine Chance, aus dem Dreck herauszukommen. Und hier bei uns? Wenn man seine Miete nicht bezahlen kann.'

'Und wie kommt es dazu?'

Jetzt griff Dorothee ein. 'Ich bitte dich, Thomas, das ist doch wirklich kein Thema. Ich weiß, daß es viel Elend auf der Welt gibt, verschuldetes und unverschuldetes. Daniel und Delia wissen es auch. Aber wenn du sie weiter so bearbeitest – ihr soziales Gewissen wecken, nennst du das wohl –, dann werden sie noch auf die Idee kommen, wir müßten unser Haus den Armen öffnen. Und das würde mir entschieden zu weit gehen. Nicht jede Frau ist eine Mutter Theresa. Ich bin es jedenfalls nicht.'

'Aber du könntest es sein, Ma', behauptete Delia, 'du brächtest es fertig.'

'Fremde Menschen bei uns aufnehmen? Mein Bad mit ihnen teilen? Meine Küche? Vielleicht mein Arbeitszimmer abgeben?' Dorothee schauderte es. 'Ich weiß, es hat Zeiten gegeben, in denen das notwendig war. Aber solange es nicht unumgänglich ist – das denn lieber doch nicht.'

'Das sagst du so. Aber wenn Daniel es so haben wollte, würde er es schon erreichen.'

Thomas wandte sich an seinen Bruder. 'Glaubst du das auch?'

Daniel schwieg mit undurchdringlichem Gesicht.

'Wenn es aber doch wahr ist!' rief Delia. 'Die ganze Idee mit der eigenen Stromversorgung ist ja auch nur auf deinem Mist gewachsen. Warum gibst du’s nicht zu?'

'Stimmt das wirklich, Dotty?'

Dorothee wurde verlegen. 'Delia übertreibt, wie immer.' Als niemand sich dazu äußerte, setzte sie hinzu: 'Wir alle drei beschäftigen uns schon seit langem mit dem Problem des Umweltschützens. Wir sortieren Müll, benutzen so wenig Plastik wie möglich und all das. Und wir haben oft darüber gesprochen. So sind wir auf die Idee gekommen … wir alle drei …'

Delia hatte das Bedürfnis, sich in den Augen des eleganten Stiefbruders hervorzutun. 'Ich bestimmt nicht!' erklärte sie mit Nachdruck. 'Nie im Traum wäre mir sowas eingefallen. Ich wußte ja nicht mal, daß es Photovoltaikanlagen überhaupt gibt.'

'Ich glaube dir', sagte Thomas freundlich, 'aber, bitte, versteht mich richtig: Ich will euch keineswegs einen Vorwurf wegen der Photovoltaikanlage machen.'

'Das ist wirklich reizend von dir', sagte Dorothee sarkastisch. 'Mit welchem Recht denn auch? Schließlich ist es mein Haus und meine Idee und mein Geld, das ich da hineingesteckt habe. Ich meine, wir sollten jetzt zur Abwechslung mal über etwas anderes reden.' Sie setzte die Kaffeetasse so heftig ab, daß sie auf dem Unterteller klirrte.

'Es tut mir leid, wenn ich dich verärgert habe, Dotty. Das war nicht meine Absicht.'

Versöhnlich legte er seine Hand auf ihre, aber sie zuckte sofort zurück. Den Kindern entging die Abweisung nicht

'Vielleicht', sagte Daniel zuckersüß, 'erzählst du uns noch mehr von den armen Leuten auf der Welt. Damit wir merken, daß es uns viel zu gut geht und wir ein richtig schlechtes Gewissen kriegen.'

'Du wirst unverschämt', erwiderte Thomas kalt.

'Gib doch zu – du hältst uns für total verwöhnt.'

'Seid ihr das etwa nicht?'

'Und wenn', gab Daniel zurück, 'was geht’s dich an?'

Thomas stand auf.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.