Geliebter Gebieter: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) by Kauffmann Helen

Geliebter Gebieter: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) by Kauffmann Helen

Autor:Kauffmann, Helen [Kauffmann, Helen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-27T04:00:00+00:00


Sieben

Der nächste Tag war ein Samstag. Ich hatte mir den Wecker auf acht Uhr gestellt. Lautlos stand ich auf und ging ins Badezimmer, wo ich in meinen Kosmetika wühlte. Schließlich fand ich, wonach ich suchte: ein Camouflage-Make-up. In dicken Schichten trug ich es auf die roten Male auf. Es sah furchtbar aus.

Anschließend zog ich mir einen Jogginganzug an, band mir einen Wollschal um und lief zum nächsten Bäcker. Es war ein klarer, sonniger Spätherbsttag, alles war bis zur Unkenntlichkeit ausgeleuchtet. Schon nach wenigen Schritten ging ich nur noch. Jede Bewegung tat weh. So unerbittlich hatte er mich noch nie geschlagen. Wie hart würde er mich das nächste Mal züchtigen? Bis mir die Knochen brachen? Sollte ich doch mit ihm darüber sprechen, wie weit er gehen durfte? Oder würde er mich schon für die Frage bestrafen?

Beim Bäcker kaufte ich großzügig ein, Croissants, Brezeln, Rosinenbrötchen, Schrippen. Im Supermarkt nebenan besorgte ich Eier, Speck, Obst und ein paar Zeitungen. Es sollte ein wunderbares Frühstück werden. Eines dieser Frühstücke, bei denen Sven und ich vertraut einander gegenübersaßen, in Zeitungen stöberten und uns gegenseitig vorlasen, was wir interessant fanden. Auch so ein neues Ritual.

Während ich zurück in die Wohnung ging, kam mir wieder die Szene in den Sinn, die Sven mir in der Nacht zuvor gemacht hatte. Ich war haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Und ich hatte Glück gehabt. Nichts hätte besser zu der Wäschetüte gepasst als die Geschichte mit meiner Sekretärin.

Ich nahm mir vor, noch einmal darauf zurückzukommen. Amüsiert. Kopfschüttelnd. Zeig doch mal die Tüte. Was ist das denn für ein Dreck? Ist ja nicht zu glauben. Die zieht so ein komisches Zeug an?

Als ich in die Küche trat, stand Sven schon angezogen vor der Kaffeemaschine und machte sich einen Espresso. Erstaunt musterte er meine Einkäufe.

»Bekommst du Besuch?«

»Das ist für uns, Liebling. Endlich mal wieder in Ruhe frühstücken. Wie habe ich das vermisst!«

Ich holte die Brötchen heraus, die Eier, den Speck, die Früchte, hielt ihm die Zeitungen hin.

»Welche willst du zuerst lesen?«

Mit der immer gleichen, abgezirkelten Bewegung stellte er eine Tasse unter das silberne Rohr der Espressomaschine und drückte auf den roten Knopf. Zischend spritzte der Kaffee aus dem Rohr.

»Daraus wird nichts. Schon vergessen? Heute ist das Golfturnier. Du wolltest mitkommen. Oder ist dir deine Sekretärin lieber?«

Nicht das. Nicht einen ganzen Tag auf dem Golfplatz! Nicht diese gut gelaunten Männer und ihre rosenfrischen Gattinnen in Kaschmir und Perlen. Und ich dazwischen, mit blauen Flecken am ganzen Körper, geschminkt wie ein Clown.

Ich biss in ein Rosinenbrötchen, obwohl ich keinen Hunger hatte. »Natürlich komme ich mit.« Entschuldigend zeigte ich auf mein Gesicht. »Sorry, ich musste heute etwas dicker auftragen. Kontaktallergie. Eine neue Gesichtscreme, die ich nicht vertragen habe.«

Noch mehr Ausreden. Ich war so müde.

»Verzeihst du mir wegen gestern Abend?«

Es war mir ernst. Die Missstimmung zwischen uns quälte mich so wie mein schlechtes Gewissen. Ach Sven, lieber, lieber Sven … Wenn ich es dir doch erklären könnte. Aber ich kann es mir ja selbst nicht erklären, warum ich zu diesem Mann zurückgegangen bin. Glaub mir, er nimmt dir nichts weg.



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