Geliebte der Ewigkeit (German Edition) by Cillian Beth

Geliebte der Ewigkeit (German Edition) by Cillian Beth

Autor:Cillian, Beth [Cillian, Beth]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bookwire GmbH
veröffentlicht: 2012-03-18T23:00:00+00:00


Kapitel 11

Morrighan beugte sich über den weit geöffneten Brustkorb der Toten. Das, was von der umgebenden Haut noch übrig war, verriet, dass der Werwolf das Brustbein nicht mit den Klauen herausgerissen hatte, sondern mit seinen Fängen.

Sie schüttelte den Kopf über die Selbstverständlichkeit, mit der sie davon ausging, dass ein übernatürliches Wesen, eine Fantasiefigur, für den Tod der beiden Menschen verantwortlich war. Menschen, die sie kannte und die entsetzlich zugerichtet auf den nunmehr zwei großen Edelstahltischen ihres improvisierten Autopsieraums lagen. Lucia und Manolo del Pino, nicht Jane und John Doe. Der Werwolf hatte ihre Gesichter unversehrt gelassen, wodurch eine Identifizierung anhand der Ausweispapiere möglich war. Keine forensisch eindeutige Identifizierung, die würde nur ihre DNA oder ein Zahnabgleich erbringen, aber es genügte ihr. Solange die Alternative bedeutete, Quinn und alle, die so wie er waren, ans Messer zu liefern, wenn sie den Stein einer regulären Ermittlung ins Rollen brächte.

Es war verrückt. Die ganze Zeit hatte sie auf das Eintreffen der Polizei gehofft, jetzt fürchtete sie sich davor. Vielleicht lag Quinn richtig, vielleicht sollte sie die Obduktion abbrechen und vielleicht sollten sie die Leichen einfach über die Klippen werfen. Die Beweise, nicht für die Morde, nein, für die Existenz des Übernatürlichen vernichten.

Andererseits waren da diese beiden Menschen, Lucia und Manolo, deren Tode ungesühnt blieben.

Morrighan trug die Abwehrspuren an Lucias Armen und Händen in die Skizze ein und fügte sie der Aufzählung der Verletzungen hinzu. Auch sie hatte sich gewehrt, dieselbe Angst wie Lucia durchstanden. Eine Chance, dass ihm jemand zu Hilfe kam, hatte Manolo nicht eine Sekunde lang erhalten. Hatte Lucia den Tod ihres Mannes miterlebt? Hatte sie den Werwolf um das Leben ihres Mannes angefleht? Um ihr eigenes?

Morrighan legte den inzwischen blutverschmierten Stift aus der Hand. Sie vermaß eine der Bisswunden mit einem Plastiklineal und wünschte, sie könnte die großen punktierten Wunden und tiefen Schlitze fotografieren, ehe sie durch die fortschreitende Verwesung zerstört werden würden. Vielleicht konnte Edwards ihr mit einem Fotoapparat aushelfen. Sie würde ihn später fragen.

Die Rippenenden waren eindeutig abgenagt, nicht auseinandergebogen, wie Quinn vermutet hatte. Abgenagt oder einfach durchgebissen. Die grazilen Knochen stellten für die Fänge des Werwolfs kein Problem dar. Er hatte sich buchstäblich durch Lucia hindurchgefressen. Angefangen mit ihren Brüsten, dem schützenden Käfig ihrer Rippen, den inneren Organen bis hin zu großen Partien ihres Rückens. Einige der Wirbel wiesen Brüche und Verdrückungen auf. Aber kein Wirbel fehlte. Dem Werwolf hatte das Fleisch genügt, er musste nicht das Mark aus den Knochen nagen. Die Überreste einer ekstatischen Fressorgie, mehr war von Lucia nicht geblieben. Es lag wenig Trost in der Tatsache, dass der Werwolf sie nicht auch noch vergewaltigt hatte. Ihr zerfetzter Körper wies keine Spermaanhaftungen, Hämatome, Anal- oder Vaginalrisse auf.

Warum tat sie sich das hier eigentlich an? Warum tat sie das Lucia und Manolo an? Warum gönnte sie ihnen nicht die Ruhe des Todes?

Morrighan zog die Handschuhe aus. Quinn wusste, wovon er sprach, niemand interessierte sich für ihre Untersuchungsergebnisse. Und diejenigen, die es interessieren könnte, durften sie niemals zu Gesicht bekommen.



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