Geld bringt Geld by Steinbeck John

Geld bringt Geld by Steinbeck John

Autor:Steinbeck, John [Steinbeck, John]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Am Nachmittag war nicht so viel zu tun wie am Vormittag, aber ganz leicht war die Arbeit auch nicht. Zwischen drei und vier, in der Regel zwanzig Minuten bis eine halbe Stunde lang – warum, weiß ich nicht – tritt immer eine Flaute ein. Dann wird das Geschäft wieder lebhaft: meist Leute, die von der Arbeit kommen, und Frauen, die in letzter Minute etwas zum Abendessen zusammenrühren.

Während der flauen Zeit kam heute Mr. Baker herein. Den Käse und die Wurst im Kühlkasten betrachtend, wartete er, bis die letzten beiden Kunden den Laden verlassen hatten, zwei einfältige Weiber von jener Kategorie, die nie weiß, was sie will, die alles anfassen und wieder hinlegen und sich der Hoffnung hingeben, die Ware werde ihnen in die Arme springen und darum bitten, gekauft zu werden.

Schließlich waren denn auch diese beiden abgefertigt und weggegangen. Dann fing Mr. Baker an:

»Ethan«, sagte er, »wissen Sie, daß Mary tausend Dollar abgehoben hat?«

»Jawohl, Mr. Baker. Sie hat es mir mitgeteilt.«

»Wissen Sie, wozu sie sie braucht?«

»Natürlich. Sie spricht darüber seit Monaten. Sie wissen, wie die Frauen sind. Die Möbel sind ein bißchen verbraucht, gleich nehmen sie sich vor, es müssen neue herbei, der alte Kram ist einfach unmöglich.«

»Meinen Sie nicht, es sei töricht, das Geld jetzt für derlei Zeug auszugeben? Ich sagte Ihnen gestern, daß sich eine Anfangsanlage machen ließe.«

»Es ist ihr Geld, Mr. Baker.«

»Ich spreche nicht von Börsenspiel, Ethan, sondern von guten, todsicheren Anlagen. Meines Erachtens könnte sie mit diesen tausend innerhalb eines Jahres die Möbel anschaffen und immer noch tausend besitzen.«

»Mr. Baker, ich kann ihr nicht gut verbieten, ihr eigenes Geld anzuwenden, wie sie will.«

»Könnten Sie sie nicht überreden, ihr vernünftig zureden?«

»Das ist mir noch nie eingefallen.«

»Mir ist, als ob ich Ihren Vater höre, Ethan. So ein schlappes Gerede! Ich will Ihnen auf die Beine helfen, da kann ich so schlappes Gerede nicht vertragen.«

»Jaja, Mr. Baker.«

»Und es sieht ganz so aus, als ob sie das Geld nicht hier in der Stadt ausgeben wolle. Nein, sie wird es in den Discountläden versuchen und bar zahlen. Gott weiß, was sie dann kriegt. Ein hiesiges Geschäft ist vielleicht teurer, ist dafür aber jederzeit zu belangen, wenn es minderwertige Ware liefert. Dagegen sollten Sie Einspruch erheben, Ethan. Schauen Sie, daß sie das Geld wieder auf die Bank legt. Oder sagen sie ihr, sie soll es mir anvertrauen. Das wird sie nicht bereuen.«

»Das Geld ist ihr von ihrem Bruder vermacht worden, Mr. Baker.«

»Das weiß ich. Ich versuchte ihr vernünftig zuzureden, als sie es abhob. Da sagte sie bloß so ins Blaue hinein, sie wolle sich erst mal umschauen. Kann sie sich nicht umschauen, ohne tausend Dollar in der Tasche? Da müssen Sie mehr Verstand aufbringen, wenn sie keinen hat.«

»Ich habe darin wohl keine Übung mehr, Mr. Baker. Wir besaßen kein Geld, seit wir verheiratet sind.«

»Nun, dann müssen Sie das wieder lernen, und zwar rasch, sonst haben Sie bald wieder keines. Geldausgeben ist für manche Frauen wie Rauschgift.«

»Mary hat wirklich keine Möglichkeit gehabt, daraus eine Gewohnheit zu machen, Mr. Baker.«

»Nun, dann wird sie’s jetzt tun.



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