Geheimakte Eden - Jedes Ende hat auch einen Anfang by Kerstin Ax

Autor:Kerstin Ax [Ax, Kerstin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy & Science Fiction, Science Fiction
ISBN: 9783844845204
Google: Du4dAQAAQBAJ
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2012-02-07T00:00:00+00:00

17.01.2112 Florida/USA

Hauptzentrale

Pünktlich um 9.00 Uhr trafen Nathaniel und Collin in Labor 1 ein.

»Na, eine gute Nacht gehabt?«, fragte Nathaniel seinen Kollegen mit einem verschmitzten Lächeln. Collin legte seinen Arm über dessen Schulter und antwortete: »Einerseits schon. Ich habe gut geschlafen. Andererseits, na ja, ich war viel zu erschöpft. Du weißt schon, was ich meine.« Im Laufe der Jahre hatte Nathaniel gelernt, Collins Anspielungen genau deuten zu können. Als Reaktion darauf verzog er wie so oft seine Lippen nur zu einem angedeuteten Lächeln.

»Möchtest du auch einen Kaffee?«, fragte Nathaniel, ohne damit weiter auf das vorherige Thema einzugehen. Er ging in die kleine, provisorisch eingerichtete Küche in der hinteren Ecke des Labors und legte eine Kaffeediskette in den Automaten ein.

»Oh ja, das ist nett von dir.« Collin wirkte etwas verdreht. Das war zwar um diese Uhrzeit eigentlich nichts Ungewöhnliches für ihn, aber Nathaniel merkte, dass heute etwas nicht mit ihm stimmte. Collins Augen hatten ihn verraten, das schelmische Blitzen hatte gefehlt, das sie fast grell scheinen ließ, wenn er wieder einmal einen seiner Witze oder Anspielungen gemacht hatte. Diesmal hatten sie nicht aufgeblitzt. Nathaniel reichte ihm eine Tasse des Kaffees und setzte sich neben ihn.

»Bevor wir jetzt loslegen, erzählst du mir bitte, welches Problem du hast?« Collin schaute ihn mit gespielt fröhlicher Miene an.

»Wie kommst du darauf, dass ich ein Problem haben könnte? Es ist alles in Ordnung.« Nathaniel schüttelte den Kopf.

»Ich weiß, dass irgendetwas nicht stimmt mit dir. Ich kenne dich nun schon lange genug, um deine Mimik genau deuten zu können. Deine Augen haben dich verraten.« Ungläubig schaute Collin zu Nathaniel.

»Meine Augen? Was können die schon verraten? Man könnte fast annehmen, das Alter und dein eremitenähnliches Leben hätten irgendwelche Auswirkungen auf deinen Geisteszustand gehabt!« Nathaniel wusste, dass Collin nur so reagierte, um ihn abzuschrecken, und er es eigentlich gar nicht so meinte. Trotzdem fühlte er sich von seinen Worten verletzt.

»Ich wollte dir nur helfen! Deswegen musst du mich nicht gleich auf diese Art und Weise beleidigen!« Nathaniel ging an seinen PC, um das Video zu starten, und setzte sich anschließend wieder neben Collin. Dieser starrte verbissen auf den großen Bildschirm. Nathaniel schaute ihn kurz an, aber er war zu gekränkt, um ihn weiter nach seinem Gefühlsleben zu befragen. Somit konzentrierte er sich nun auch voll und ganz auf das Video, immer noch gekränkt, aber kein Ton kam mehr über seine Lippen. Die Teilnehmer lagen immer noch ruhig schlafend unter dem großen Baum.

»Soll ich ein wenig vorspulen?«, fragte Nathaniel. Er hoffte, dass Collin nicht die Verbitterung aus seiner Stimme heraushören konnte.

»Ja. Du kannst es ja anhalten, wenn einer von ihnen aufwacht oder etwas Spannendes passiert.«

Nathaniel ließ das Video vorlaufen. Erst kurz nach Sonnenaufgang regte sich tatsächlich etwas. Nathaniel ließ das Video sofort in normaler Geschwindigkeit weiterlaufen. Die Teilnehmer erwachten langsam und schauten sich genauso hilflos um, wie sie es nach dem Erwachen aus dem künstlichen Koma getan hatten. Einige von ihnen gingen, noch leicht vom Schlaf taumelnd, sofort zu der Quelle und tranken daraus. Die anderen blieben regungslos unter dem Baum sitzen und beobachteten ihre Umgebung.

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