Gefallener Engel by Susanne Nitzsche

Gefallener Engel by Susanne Nitzsche

Autor:Susanne Nitzsche [Nitzsche, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-23T22:00:00+00:00


Das Dinner verlief auch an diesem Abend schweigsam, jedoch aus anderen Gründen als in den vergangenen Wochen und Monaten. Sarah kämpfte mit ihren ungewohnten Gefühlen für einen Mann, den sie noch vor sehr kurzer Zeit für einen kalten Fisch gehalten hatte. Lucas wurde seinerseits die Bilder nicht mehr los, die ihn seit Tagen verfolgten und die die unglückliche Angewohnheit hatten, bis in die Nächte hineinzureichen. Seine derzeitigen Gefühle glichen inzwischen denen, die er zuvor nur bei seiner Frau empfunden hatte. Sie hatten sogar so stark von ihm Besitz ergriffen, wie er es nach Adriannas tragischem Verlust nicht mehr für möglich gehalten hatte.

Als hätte er daran nicht genug zu Tragen gehabt, hatte sich während seiner Abwesenheit ausgerechnet Herbert Stevenson zu einem Besuch angemeldet. Ausgerechnet das alte Schandmaul Stevenson! Mrs Brown hatte das Telefonat angenommen und die Nachricht auf einem Zettel im Arbeitszimmer hinterlassen. Ihm war unwohl bei dem Gedanken, diesen alten Bekannten zu empfangen, denn er hatte sich bei ihrem letzten Zusammentreffen nicht gerade wohlwollend über Sarah geäußert. Er erinnerte sich, dass das Thema Promiskuität in Verbindung mit ihrem Namen aufgekommen war und er sie nur sehr lax verteidigt hatte. Wie sollte er nun, da sich seine Meinung grundlegend geändert hatte, ein vernünftiges Gespräch zustande bringen, ohne wie ein verliebter Jüngling zu erscheinen? Denn, da durfte man sich nichts vormachen, Herbert Stevenson würde ihn aus keinem anderen Grund besuchen, als aus dem, Neuigkeiten über Sarah Whitehall zu erfahren.

„Ich danke Ihnen für heute Nachmittag. Ihre Gesellschaft war sehr angenehm. Eine gute Nacht, Mylord”, riss Sarah Lucas aus seinen Grübeleien. Sie hatte ihn verstohlen beobachtet und dabei zugesehen, wie sich auf seinem Gesicht eine ganze Vielfalt von Emotionen gespiegelt hatte, während er in sich gekehrt und völlig in Gedanken versunken dasaß. Zuerst hatte er zufrieden und beinahe verträumt ausgesehen, dann hatte sich so etwas wie Ärger über seine Züge geschlichen und seine Stirn hatte sich in verärgerte Falten gelegt. Sarah schloss daraus, dass er voller Zärtlichkeit an seine Geliebte in Frankreich gedacht hatte und dann darüber vergrämt war, dass ihre Trennung von so langer Dauer war.

„Es war mir ein Vergnügen. Ich würde mich freuen, wenn Sie auch künftig die Zeit für einen gemeinsamen Spaziergang finden könnten.” Lucas bemühte sich ohne Erfolg darum, wieder Herr der Lage zu werden. Zu spät fiel ihm ein, dass er eben diese Bitte am Nachmittag bereits vorgetragen hatte. Er sah, dass Sarah ihm seine Verwirrung anmerkte und hoffte, sie würde sie nicht als Ablehnung missdeuten.

„Ich bleibe bei meiner Antwort und versichere Ihnen, dass ich immer Zeit für einen gemeinsamen Spaziergang finden werde”, gab Sarah diplomatisch zurück.

Auf dem Weg in ihr Zimmer hielt sie auf der unbeleuchteten Treppe inne und bildete sich ein, dass im Esszimmer ein Stuhl unwirsch zurückgeschoben wurde und ein Glas klirrend auf dem Boden zersprang. Sie lehnte ihren Rücken gegen die Wand und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie tief die Gefühle des Lords für die Französin gehen mussten, um ihn so aufzuwühlen. Sie hätte zu gern gewusst, wie diese Frau überhaupt aussah. Dieser versonnene Blick .



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