Gefahrenzone - Geschichten aus dem Bauch eines Restaurants by Mary Roland; Schmidt Rainer
Autor:Mary, Roland; Schmidt, Rainer [Mary, Roland; Schmidt, Rainer]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch
Herausgeber: Wilhelm-Goldmann-Verlag
veröffentlicht: 2013-04-07T22:00:00+00:00
Quasselstrippen und Nervtöter
Ab und zu gibt es Leute, die nicht normal mit dir reden, sondern sich wie ein Korkenzieher in dich reinbohren wollen. Entweder, indem sie dir sagen, wie schlimm alles wieder ist, oder genau andersherum, indem sie dir sagen, wie toll mal wieder alles ist; sie loben dich mit den besten Absichten für Dinge, die ganz selbstverständlich sind. Manche warten nur auf die Gelegenheit, dir endlich einmal sagen zu können, wie so ein Laden eigentlich sein sollte, wie man den führen müsste und wie die Speisenkarte aussehen sollte, ungefragt quatschen die auf dich ein, wenn man sie nicht stoppt gerne stundenlang oder an mehreren Tagen mit neuem Anlauf und gleich bleibender Energie, immer das volle Programm. Insbesondere in neuen Restaurants sitzen diese Typen sofort in einer Ecke, um dich mit ihren Schlaubergervorträgen von der Arbeit abzuhalten.
Ich sage den Restaurantleitern immer, dass sie zwischen sich und solchen Gästen eine Wand hochziehen müssen; sobald sie anfangen, ihre Litanei abzuspulen, muss man sagen: »Tut mir leid â¦Â« â und gehen. Auf gar keinen Fall diskutieren, auf keinen Fall rechtfertigen, nichts. Gibt es eine Reklamation, ist das etwas völlig anderes, aber diesen Gästen geht es nicht um eine konkrete Beschwerde, sondern darum, dich mit ihren ungefragten Referaten zu beglücken. Das braucht kein Mensch, das bringt dich nicht weiter, es macht das Restaurant nicht besser, es verschwendet Zeit und kostet Nerven, also muss man da sofort weg, egal wie.
Bei seriöseren Zeitgenossen, die mir unbedingt etwas sehr Wichtiges erzählen wollen oder denen schon ins Gesicht geschrieben steht, dass man gleich um eine ausufernde Grundsatzdiskussion nicht herumkommen wird, bleibt im Extremfall nur die charmant eingeleitete Flucht, mit Ausreden, die auf Grund deiner Position jeder sofort versteht. »Entschuldigung, ich muss mal eben in die Küche« oder »Sorry, aber ich werde da vorne kurz gebraucht«. In vielen Fällen ist es auch nur halb gelogen, an irgendeiner Ecke gibt es immer etwas zu tun. Das oberste Ziel bleibt stets: Nicht festquatschen, nicht festnageln lassen, nicht in die groÃen dunklen ernsten Untiefen abtauchen. Mittlerweile merke ich nach einer Tausendstelsekunde, ob mein Gegenüber lediglich einen freundlichen Austausch will oder ob jemand ein Problem hat, das er jetzt ausgerechnet an mir auslassen muss. Das kann nur schiefgehen oder zu viel Zeit kosten, beides will und muss ich als Gastronom vermeiden.
Mir geht es als Inhaber auch nicht anders als anderen Menschen, mit einigen hast du Lust zu kommunizieren, mit anderen weniger, trotzdem will und muss ich zu jedem Gast höflich sein, das ist selbstverständlich, aber nicht immer leicht. Eines Abends verlieà ein mir unbekanntes Pärchen gerade das Lokal, als ich vorne an der Tür stand, also fragte ich sie, wie es ihnen gefallen hat. Darauf hatte der Mann nur gewartet. Ich hätte drauf wetten können, schon als der sich von hinten näherte und ich sein erwartungsfrohes Gesicht bei meinem Anblick aufblitzen sah, schrillten alle meine Alarmglocken: »Der zwingt dir gleich ein Gespräch auf.« Leider war es bereits zu spät, ich konnte ihm nicht mehr entkommen. Der Laden brummte, an der Bar warteten sie in Doppelreihe, alle Tische voll, aber der wollte sich jetzt mal richtig schön unterhalten.
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