Gefaehrliche Liebschaften by Pierre Choderlos de Laclos

Gefaehrliche Liebschaften by Pierre Choderlos de Laclos

Autor:Pierre Choderlos de Laclos [Laclos, Pierre Choderlos de]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Briefroman
veröffentlicht: 2011-01-04T19:38:48.563626+00:00


Ende des ersten Bandes

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Zweiter Teil

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91. Brief

FRAU VON TOURVEL AN DEN VICOMTE VON VALMONT.

Ich wünsche, mein Herr, dieser Brief möge Ihnen keinen Schmerz bereiten, oder, wenn er es doch tun sollte, dieser Schmerz dann wenigstens gelindert werde durch den, den ich empfinde, während ich Ihnen schreibe. Sie werden mich jetzt zur Genüge kennen, um zu wissen, daß es nicht in meiner Absicht liegt, Sie zu kränken. Aber auch Sie möchten mich doch auch nicht in ewige Verzweiflung stürzen. Ich beschwöre Sie also, im Namen der zärtlichen Freundschaft, die ich Ihnen versprochen habe, im Namen der vielleicht stärkeren, aber sicher nicht aufrichtigeren Gefühle, die Sie für mich haben – vermeiden wir es, uns zu sehen; reisen Sie ab; und bis dahin lassen Sie uns alle diese gefährlichen Unterhaltungen unter vier Augen meiden, bei denen ich durch eine mir unbegreifliche Macht Ihnen nie sagen kann, was ich will, sondern nur die ganze Zeit darauf höre, was ich nicht hören sollte.

Gestern noch, als Sie mich im Parke einholten, hatte ich wirklich keinen anderen Zweck, als Ihnen zu sagen, was ich jetzt – schreibe, und was habe ich getan? Mich mit Ihrer Liebe beschäftigt – mit Ihrer Liebe, die ich nie erwidern darf! Barmherzigkeit! Meiden Sie mich. Glauben Sie ja nicht, daß meine Abwesenheit meine Gefühle für Sie schwächen könnte; wie sollte ich sie besiegen, wenn ich den Mut nicht mehr habe, gegen sie zu kämpfen? Sie sehen, ich sage Ihnen alles, denn ich fürchte mich weniger davor, meine Schwäche zu bekennen, als ihr zu unterliegen. Aber wenn ich auch die Herrschaft über meine Gefühle verloren habe, so werde ich sie doch über meine Handlungen behalten, ja, ich werde sie behalten und bin dazu entschlossen, und wenn es mich mein Leben kostete!

Mein Gott, die Zeit ist nicht ferne, da ich ganz fest glaubte, daß ich nie solche Kämpfe zu bestehen haben würde. Ich beglückwünschte mich dazu und war vielleicht zu stolz darauf. Der Himmel hat diesen Stolz grausam bestraft; aber voller Barmherzigkeit noch im Augenblick, da er uns züchtigt, warnt er mich noch vor dem Fall; und ich wäre doppelt schuldig, wenn ich es weiter an Vorsicht fehlen ließe, jetzt, da ich gewarnt bin, daß mir die Kraft ausgeht.

Sie haben mir hundertmal gesagt, daß Sie kein Glück möchten, das mit meinen Tränen erkauft ist. Ach, sprechen wir nicht mehr von Glück, aber lassen Sie mich meine Ruhe wiederfinden.

Wenn Sie meiner Bitte – nachgeben, was für neue,Rechte erwerben Sie sich dann nicht über mein Herz! Und die wären auf die Tugend gegründet, und ich brauchte mich nicht dagegen zu wehren. Wie würde ich mir in der Dankbarkeit nicht genug tun! Ich würde es Ihnen dann verdanken, ohne Reue ein köstliches Gefühl zu genießen. Jetzt bin ich erschrocken über meine Gefühle und Gedanken und fürchte, mich mit Ihnen wie mit mir zu beschäftigen. Schon der Gedanke an Sie entsetzt mich; wenn ich ihn nicht fliehen kann, bekämpfe ich ihn; ich kann ihn nicht bannen, aber ich stoße ihn von mir.

Wäre es nicht für



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