Gefährliche Botschaft by Sedley Kate

Gefährliche Botschaft by Sedley Kate

Autor:Sedley, Kate [Sedley, Kate]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


11

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Nachdem ich mich wieder in der Kammer befand, in die man mich mit Philip einquartiert hatte, schloß ich die Fensterläden und verriegelte die Fenster von innen. Zweimal versuchte ich vergeblich, die Kerze anzuzünden. Beim erstenmal ließ ich die Zunderbüchse aus meinen zitternden Händen fallen, beim zweitenmal gelang es mir nicht, mit Stahl und Flint einen Funken zu schlagen, der ausgereicht hätte, um den Zunder zu entflammen. Beim drittenmal schaffte ich es endlich, die Flamme zu entzünden, und bald darauf brannte die Kerze. Danach mußte ich eine Weile ausruhen, indem ich mich neben der Truhe hinkniete und darauf wartete, daß die Kraft in meine Beine zurückkehrte. Erst danach konnte ich daran denken, die Tür zu öffnen und mir meine Matratze und Decken aus dem Flur zurückzuholen.

Ich suchte nach dem Türschlüssel, den Philip irgendwo hingelegt haben mußte, und fand ihn auf dem Tischchen neben seiner «Nachtration». Er hatte sie nicht angerührt, der Alekrug war noch bis oben hin gefüllt, der kleine Brotlaib nicht angebrochen. Sogleich fiel mir ein, daß ich trotz allem schrecklich hungrig war. Denn seit dem Abendessen hatte ich nichts mehr zu mir genommen, und nicht einmal die erbärmliche Angst und Panik vermochten meinen Hunger zu zügeln. Doch zunächst mußte ich feststellen, ob das Türschloß noch funktionierte und ich es nicht mit meinem laienhaften Aufknacken so beschädigt hatte, daß die Tür sich nicht mehr öffnen ließ. Beinahe ungläubig hörte ich, wie der Riegel sich glatt zurückschieben ließ, und ich dankte Nicholas Fletcher für seinen umsichtigen Unterricht. Ich setzte mich auf die Kante von Philips kalter Matratze und begann zu essen.

Solange ich meinen Hunger nicht gestillt und meinen Durst nicht gelöscht hatte, wollte ich mich nicht mit den Aufmerksamkeit heischenden Schatten an den Rändern meines Verstandes befassen. Vor lauter Entsetzen über das Geschehene wurde mir abwechselnd heiß und kalt. Und zornig war ich auch. Ich ärgerte mich über meine eigene Naivität und Dämlichkeit, die es Philip ermöglicht hatten, mich mit einer Finte auszuschalten, auf die nicht einmal ein Schuljunge hereingefallen wäre. Nicht zuletzt war ich auch über Philips eigene Verantwortungslosigkeit verärgert, die ihn dazu verleitet hatte, einen königlichen Auftrag und sein Leben für ein heimliches Stelldichein mit einer Frau aufs Spiel zu setzen. Doch ich durfte mich nicht von meinen Gefühlen dazu hinreißen lassen, alles andere außer acht zu lassen. Vor Tagesanbruch und der unvermeidlichen Entdeckung des Leichnams gab es Angelegenheiten, die ich erledigen, und Vorkehrungen, die ich treffen mußte. Und dazu brauchte ich Nahrung.

Das Brot, das ich bis auf die letzte Krume verzehrte, und das Ale, das ich bis auf den letzten Tropfen leerte, verfehlten ihre Wirkung nicht und stärkten mich etwas. Mein Kopf wurde klarer, und ich machte mich daran, das zu erledigen, was ich sogleich nach meiner Rückkehr in die Kammer hätte tun müssen. Ich sah in meinen Sachen nach, ob König Eduards Brief noch vorhanden war. Daß ich bis zu diesem Augenblick nicht einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen hatte, man könnte Philip aus der Kammer gelockt haben, damit jemand das stehlen konnte, um dessentwillen man ihn



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