Geburtstag in Florenz by Magdalen Nabb

Geburtstag in Florenz by Magdalen Nabb

Autor:Magdalen Nabb [Nabb, Magdalen]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
ISBN: 9783257231649
Herausgeber: Diogenes Verlag AG
veröffentlicht: 1993-01-01T23:00:00+00:00


7

Der Maresciallo knöpfte seinen Überzieher zu und setzte die Brille auf, bevor sie aus dem prunkvollen Barockportal traten und die Sonne ihn blenden konnte.

»Letzte Nacht war’s fünf Grad unter Null«, sagte Galli.

»Ich glaube, uns hat’s ein paar Ziegel vom Dach geweht. Das wird mich wieder ’ne schöne Stange kosten.«

Die Carabinieri, die draußen auf Posten standen, sahen trotz der dick gepolsterten, kugelsicheren Westen unter der Uniform völlig durchfroren aus. Krampfhaft umklammerte jeder seine Maschinenpistole und zog die Schultern hoch zum Schutz gegen das wütende Heulen der tramontana, das ihnen in den Ohren dröhnte.

»Kommen Sie, ich lade Sie auf einen Kaffee ein.«

»Also … mein Fahrer wartet.«

Doch Fara saß so mollig warm und windgeschützt hinter der sonnenbestrahlten Windschutzscheibe, daß man ihn getrost noch ein bißchen länger warten lassen konnte. Der Maresciallo mußte seine Mütze mit beiden Händen festhalten, als sie die Piazza San Firenze überquerten und der einladenden Wärme einer großen Eckbar zustrebten.

Die eisige tramontana lieferte ihnen den Vorwand dafür, sich den starken Kaffee mit einem Schuß Grappa servieren zu lassen.

»Daß Sie den Fall Forbes bearbeiten, weiß ich von Fusarri«, erklärte Galli. »Der freut sich anscheinend wie ein Schneekönig, daß er Sie zugeteilt bekommen hat.«

»Pah!« Das war auch wieder typisch Fusarri, daß er unter den Journalisten Freunde hatte anstatt, wie es klüger gewesen wäre, nur Bekannte. Er und Galli hatten wahrscheinlich sogar denselben Schneider und Friseur. Auch daß sie zuviel rauchten, hatten beide gemeinsam. Galli steckte sich gerade eine an, allerdings gottlob nur eine einfache Zigarette.

»Sie mögen ihn nicht? Tja, kann mir denken, daß er nicht unbedingt Ihr Typ ist. Aber ihr Carabinieri könnt ja die Magistrati sowieso nicht leiden, schon aus Prinzip nicht, geben Sie’s ruhig zu.«

Der Maresciallo gab, schon aus Prinzip, nichts dergleichen zu.

»Ich finde ihn nur ein bißchen merkwürdig, das ist alles. Diese Art, ständig so zu gucken, als ob er was Wichtigeres im Kopf hätte und einem nur aus Höflichkeit zuhörte. Ich weiß, er hat viel um die Ohren, aber trotzdem … Was kann denn wichtiger sein als der Fall, den er grade bearbeitet?«

»Die Frauen.«

»Was?«

Galli lachte vergnügt.

»Wußten Sie das nicht? Na ja, Ihnen wird er so was vermutlich kaum auf die Nase binden. Aber es stimmt schon – außer gutem Essen und seinen Zigarillos sind die Frauen sein einziges Hobby. Ist auch ’n ganz wackerer Kämpfer, das können Sie mir glauben. Wir haben so ein-, zweimal dieselbe Flamme gehabt – aber nie gleichzeitig, er ist nicht der Mann, mit dem ich mich gern anlegen würde.«

Galli kniff die Augen gegen den Rauch zusammen und grinste den Maresciallo von der Seite an. »Sie haben ihn natürlich durchschaut, Guarnaccia! Er hört Ihnen tatsächlich nur aus Höflichkeit zu – na ja, man könnte auch sagen mit einer Art bildungsfreudigem Interesse. Er könnte es sich übrigens jederzeit leisten, seinen Beruf an den Nagel zu hängen, aber die Arbeit macht ihm einfach Spaß.«

»Aha. Das erklärt manches.«

»Bis zu einem gewissen Punkt, ja, aber daß Sie mir jetzt keine falschen Schlüsse ziehen. Der Mann ist brillant! Doch nun zu Forbes. Sagen Sie, werden Sie ihn verhaften?«

»Wieso? Ich hätte übrigens nicht gedacht, daß der Fall für Sie interessant wäre.



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