Gebrannt by Wagner Andreas

Gebrannt by Wagner Andreas

Autor:Wagner, Andreas [Wagner, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-25T16:00:00+00:00


20.

Für einen kurzen Moment hatte er überlegt, ihr nachzulaufen. Die Treppen hinauf, hinterher. Er musste sie doch zur Rede stellen. Was sollte das alles bedeuten? Sie war noch nie eingeschnappt und zickig gewesen. Egal, wie viele Boshaftigkeiten sie sich im Spaß an den Kopf geworfen hatten. Das hier war kein Spaß. Zumindest nicht für sie und er wusste nicht einmal warum. Ein einziges Chaos.

Ein mächtiger Donnerschlag riss ihn zurück. Das ganze Rathaus schien davon zu erzittern. Die Neonröhre über seinem Kopf flackerte für einen Moment. Draußen ging es los. Die angekündigten Unwetter. Hoffentlich hielt es noch ein paar Minuten, zumindest so lange, bis er in seinem Auto saß. Nur gut, dass das gleich hinter dem Rathaus stand. Vielleicht war es die drückende Hitze des Nachmittags gewesen, die Schwüle und die Spannungen in der Luft. Das reinigende Gewitter. Morgen sah wahrscheinlich alles schon viel besser aus. Klara war bis dahin zur Ruhe gekommen, und er würde ihr alles erzählen. Den Mordfall bis ins Detail, bei einer Tasse Kaffee gleich morgen früh um acht.

An manchen Tagen waren Frauen einfach nicht zu verstehen.

Schnell schloss Kendzierski sein Büro ab. Die Hauspost ließ er liegen. Das hatte noch Zeit, der Betriebsausflug war ja erst im September. Der nächste rollende Donner, dumpf ließ er alles vibrieren. Mit schnellen Schritten lief er die Treppen hinunter. Zu spät. Noch bevor er das Eingangsfoyer erreicht hatte, merkte er schon, dass er genau eine Minute zu spät war. Klatschend schlugen die Regentropfen auf dem Pflaster des Hinterhofes auf. Blätter wurden herumgewirbelt, kleine Äste. Die Schwerkraft war aufgehoben, waagerecht flogen sie vorbei. Das Rauschen der Wassermassen, die sich hinter dem Rathaus sammelten. Unmöglich, da einigermaßen unbeschadet hindurchzukommen. Der große Gullydeckel in der Mitte war überfordert. Zu viel Regenwasser in so kurzer Zeit, verstopft durch Laub und Geäst, und der Hof fiel aus allen Richtungen ganz sacht ab zu diesem Deckel. Ein brauner trüber See, aufgewühlt von den aufschlagenden Tropfen, schaumig am Rand und ständig weitersteigend.

Es war klar, dass sein Auto genau da drinnen stehen musste. Nicht am tiefsten Punkt, aber natürlich auch nicht so, dass er trocken hingekommen wäre. Fast der gesamte Hof war mittlerweile eine brodelnde Wasserlandschaft. Der Wind trieb kleine Wellen vor sich her. Was für ein Lärm! Trommelnd, anschwellend, Einschläge, tanzend auf seinem Auto. So ein Mist! Das waren Hagelkörner. Der See verschluckte sie sofort, auf seinem Skoda waren sie zu erkennen. Sie sprangen hin und her, geradezu überschwänglich. Ein Schauspiel. Aber das war sein Wagen, den sie da demolierten. Erbsengroß, eine feine Schicht schon. Ein kleiner weißer Hügel, der sich an den Scheibenwischern bildete.

„Das ist ja kein offizieller Parkplatz, Herr Kensiäk!“

Die ältere Dame vom Empfang. Das hatte ja kommen müssen. Ihr strafender Blick vorhin, als er hier hereingelaufen war. Sie wissen, dass hier nur die Dienstwagen zu stehen haben. Der Herr Bürgermeister Erbes hat da erst vor kurzem darauf hingewiesen. Verwaltungsrundschreiben Nummer dreizehn. Genugtuung war in ihrem Gesicht zu erkennen. Ganz deutlich. Ein tiefer innerer Friede. Der Sieg der Gerechtigkeit.

„Hätten Sie den mal in Ihrer Garage zu Hause stehen gehabt, dann wäre das nicht passiert.



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