Gavenis, Susanne by Waechter des Elfenhains

Gavenis, Susanne by Waechter des Elfenhains

Autor:Waechter des Elfenhains
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


13. Kapitel

Die Schule wurde nicht so schlimm, wie Andion befürchtet hatte. Es schien, als habe der Aufenthalt im Hain ihn auf eine Weise körperlich und geistig gestärkt, die er noch eine Woche zuvor nicht für möglich gehalten hätte. Fast kam es ihm wie ein Wunder vor, und doch dauerte es eine geraume Weile, bis die Veränderung tatsächlich in seine bewusste Wahrnehmung drang – was vermutlich zum Teil daran lag, dass er bereits in den wenigen Tagen, die er von den Beschränkungen der Menschenwelt befreit gewesen war, die natürliche Kraft und Vitalität seiner Elfenseele als so selbstverständlichen Teil seines Wesens zu akzeptieren gelernt hatte, dass ihm nun, da die Geisterbahn seines Lebens ihre Pforten erneut für ihn geöffnet hatte, gar nicht mehr auffiel, wie wenig ihn die um ihn herumtanzenden Gespenster und Dämonen noch zu schrecken vermochten. Zwar wusste er nicht, wie lange diese wundersame Verwandlung anhalten würde, aber er genoss jeden einzelnen Augenblick davon. Er genoss es, nicht mehr beim ersten Schritt in das alte, düstere Schulgebäude das Gefühl zu haben, bei lebendigem Leib in Beton gegossen oder von einem titanischen Schraubstock langsam zu Brei gequetscht zu werden, sondern zum allerersten Mal, solange er denken konnte, trotz der massiven Steinmauern um sich herum das ruhige und gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs zu beobachten und zu spüren, wie der Atem in seine Lunge strömte, ohne sich zuvor an seiner qualvoll zusammengeschnürten Kehle mühsam seinen Weg vorbei bahnen zu müssen.

Und das war noch nicht alles. Durch seine Erlebnisse bei den Elfen und Ionosens behutsame Unterweisungen ermutigt, begann er, zuerst zögernd, dann immer selbstbewusster werdend, die Möglichkeiten und Grenzen seiner eigenen magischen Fähigkeiten zu erkunden.

In den folgenden Wochen wurde er für die Augen seiner Mitschüler und Lehrer wahrhaft unsichtbar. Sie konnten ihn zwar noch sehen, wussten, dass er da war, doch kein Blick konnte ihn festhalten, und jegliche Aufmerksamkeit lenkte er allein durch die Kraft seines Willens von sich ab.

Aber obwohl er so weniger Schwierigkeiten hatte als früher, wuchs in ihm eine beständige Unruhe heran, die von Tag zu Tag größer wurde. Er vermisste den Hain. Es gab nicht eine Stunde, nicht eine Minute, in der er sich nicht dorthin zurücksehnte, und dass er nun in der Lage war, zu jeder Zeit die Realität des Hains hinter der der Menschenwelt zu sehen, so wie damals, als Kenneth und seine Kumpane ihn auf dem Schulhof verprügelt hatten, nährte das Brennen in seinem Herzen eher noch, statt es zu lindern.

In heftigen Anwandlungen von Größenwahn glaubte er manchmal sogar zu spüren, dass auch er vermisst wurde. Natürlich nicht von den Elfen, das gewiss nicht, dafür aber von den Blütenfeen und Sylphen, den Dryaden und Kobolden und all den anderen Wesen des Kleinen Volkes, die ihn bei seinem Erscheinen auf der Lichtung mit so viel überschwänglicher Freude willkommen geheißen hatten; vielleicht sogar von den Bäumen selbst, den gewaltigen Eichen und Tannen, den Kastanien und Buchen und Föhren, und von ihren kleineren Geschwistern, den Büschen, Blumen und Gräsern. Manchmal, wenn er das Gefühl hatte, die rauschenden grünen



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.