Garten der Frauen: Roman (German Edition) by Gaffney Patricia

Autor:Gaffney, Patricia [Gaffney, Patricia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-05-30T22:00:00+00:00

Den Samstagmorgen verbrachten wir am Strand, wo Emma uns ununterbrochen vor der Sonne warnte. »Lasst euch nicht davon täuschen, dass der Himmel bedeckt ist«, sagte sie immer wieder, räkelte sich auf ihrer Strandliege, eingewickelt in ein Badelaken und mit Sonnencreme und Zinksalbe eingeschmiert. Ich nahm es ihr nicht übel – sie ist hellhäutig; erst bekommt sie Sommersprossen, dann einen Sonnenbrand, und dann schält sie sich. Aber sie klang wie ein Schallplatte, die einen Sprung hat.

»Okay, aber wenn wir alt sind und die Leute fragen, warum so ein hübsches, junges Ding wie ich Pflegerin von drei verhutzelten alten Schachteln ist, wird es ...«

»Wird es uns leid tun«, murmelte Rudy, die bäuchlings auf ihrem gestreiften Handtuch lag, das Gesicht in der Ellenbeuge vergraben. Rudy würde nie eine verhutzelte alte Schachtel sein. Als ich sie betrachtete, schlank und groß, sonnengebräunt in ihrem Bikini, war ich eifersüchtig auf ihren Körper – wir alle waren es, wer wäre das nicht? -, und bis gestern Abend war ich auch eifersüchtig auf ihr Liebesleben. Nein, ich meine ihr Sexualleben; mit Sicherheit nicht auf ihr Liebesleben, ihre Ehe, oder alles, was mit Curtis Lloyd zu tun hat. Aber ich habe mir immer vorgestellt, dass es für sie und Curtis im Bett unwahrscheinlich leidenschaftlich und befriedigend ist, obwohl mir keine bessere Begründung dafür einfiel, als dass sie beide so schön sind. Und als ich erfuhr, dass sie, bis jetzt jedenfalls, kein Baby bekommen können – kam ich mir dumm und oberflächlich vor, weil ich gedankenlos körperliche Schönheit mit Fruchtbarkeit gleich gesetzt hatte. Man sollte meinen, ich wüßte es besser, weil ich mit Henry verheiratet bin.

Und – noch etwas, das ich nur ungern zugebe. Ein dunkler, hässlicher Teil von mir war insgeheim froh, als sie uns von dem Problem berichtete. Ich schäme mich. Aber es ist wahr. Ich wünsche Rudy, dass sie ein Kind bekommt, natürlich tue ich das, aber ich will, dass Henry und ich zuerst eins bekommen.

»Ich gehe spazieren«, sagte Isabel, schüttelte den Sand aus ihrem Handtuch und legte es sich über die Schultern.

»Möchtest du Gesellschaft?« fragte ich.

»Nein, danke, ich gehe nicht lange.« Sie schlenderte davon. Wir sahen ihr nach, und als sie außer Hörweite war, redeten wir über sie.

Das tun wir neuerdings, wir drei. Am Anfang hatten wir das Gefühl, es sei illoyal, aber das ist jetzt anders. Wir erzählen uns alles, was wir wissen, alles, was wir in letzter Zeit über Krebs gehört oder gelesen haben, was Isabel gesagt hat, als wir sie das letztemal gesehen haben, wie sie aussah, wie sie am Telefon klang.

»Sie sieht gut aus.«

»Aber sie läuft so langsam.«

»Sie ist noch nicht schwimmen gegangen.«

»Das wird sie schon noch tun. Sie schwimmt so gerne.«

»Sie ist nicht sehr kräftig. Wenn sie ins Wasser geht, muss eine von uns mitgehen.«

»Ich glaube, sie isst nicht genug.«

»Sie sagt, von der Therapie bekommt sie einen schlechten Geschmack im Mund.«

»Aber sie geht immer noch sehr gut damit um.«

»Meinst du nicht, dass sie uns etwas vormacht? Sich uns zuliebe zuversichtlicher gibt, als sie in Wirklichkeit ist?«

»Und wenn schon, das tut ihr gut.

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