G0060 - Galouye, Daniel F - Dunkles Universum by Galouye Daniel F

G0060 - Galouye, Daniel F - Dunkles Universum by Galouye Daniel F

Autor:Galouye, Daniel F [F, Galouye Daniel]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-08-14T00:00:00+00:00


10

Jared zuckte vor den absurden Eindrücken, den widersprechenden Bildern der physischen Orientierung zurück. Er spürte, daß er immer noch im Korridor nahe der tropfenden Felsnadel lag. Gleichzeitig wußte er aber mit derselben Sicherheit, daß er sich woanders befand.

Das Tropfen verwandelte sich in müdes Klopfen und wieder zurück. Die rauhe Härte des Gesteins unter seinem fiebernden Körper wurde zeitweise zur Weichheit von Mannahalmen, auf einer Schlafbank aufgeschüttet.

War dieser Mann aber alt! Ohne die Bewegung seiner Hand hätte man ihn für ein Skelett halten können. Der Kopf, zitternd vor Altersschwäche, glich einem Totenschädel. Und der Bart, dünn und ungepflegt, schleifte am Boden, verbarg sich in der Unhörbarkeit.

Klopf-klopf-klopf… platsch-platsch…

Jared war wieder im Tunnel. Und wie Laute, die ineinander verschmelzen, hatte sich der Bart in den feuchten, hängenden Stein verwandelt.

»Beruhige dich, Jared. Alles ist in Ordnung.«

Beinahe wäre er aus seinem Traum aufgeschreckt. »Gute Frau!«

»Es ist vielleicht weniger peinlich, wenn du mich einfach Lea nennst.«

Er zerbrach sich den Kopf über diesen Namen und dachte dann: »Ich träume wieder.«

»Im Augenblick, ja.«

Eine andere, besorgte Stimme meldete sich: »Lea! Wie geht es ihm?«

»Er kommt langsam zu sich.«

»Ich höre es. – Jared?«

Jared jedoch war in den Tunnel zurückgekehrt – wenn auch nur für einen Moment. Bald befand er sich wieder auf der Mannafasermatratze in einer kleinen Welt, wo sich die verschwommenen Umrisse einer Frau erkennen ließen, die sich über ihn beugte. An der Wand saß ein unfaßbar alter Mann und klopfte mit dem Finger an einen Stein.

»Jared«, sagte die Frau, »die andere Stimme eben gehörte Ethan.«

»Ethan?«

»Du hast ihn als Kleinen Lauscher gekannt, bevor wir seinen Namen änderten. Er war auf der Jagd, kommt aber eben zurück.«

Jareds Verwirrung wuchs.

Mehr, um ihn zu beruhigen, als aus irgendeinem anderen Grund, wie Jared spürte, sagte die Frau: »Ich kann noch gar nicht glauben, daß du nach so langer Zeit den Weg hierher gefunden hast.«

Er wollte etwas erwidern, aber sie unterbrach ihn: »Erkläre nichts. Ich habe alles aus deinen Gedanken erfahren – was du in den Tunnels getan hast, wie du gebissen worden – «

»Della!« rief er, als die Erinnerung zurückkehrte.

»Du brauchst dich um sie nicht zu sorgen. Ich habe euch rechtzeitig gefunden.«

Schlagartig begriff er, daß er wach war, und daß die letzten Worte der Guten Frau gesprochen waren.

»Nicht ›Gute Frau‹, Jared – Lea.«

Er staunte über den Höreindruck dieser Frau. Er betastete ihr Gesicht, ihre Schultern und Arme. Sie war ja überhaupt nicht alt!

»Was hast du erwartet – so etwas wie den Ewigen Mann?« schickte sie ihre Gedanken zu ihm. »Ich war ja praktisch noch ein Kind, als ich dich zu besuchen pflegte.«

Er lauschte angestrengter. Hatte sie ihm nicht einmal erzählt, daß sie seine Gedanken nur zu erreichen vermochte, wenn er schlief?

»Nur wenn du sehr weit weg bist und schläfst«, stellte sie klar. »Bei dieser Nähe brauchst du nicht zu schlafen.«

Er studierte die Echos. Sie war vielleicht etwas größer als Della. Aber ihre Figur konnte jeden Vergleich mit Della aushalten, trotz der neun oder zehn Schwangerschaftsperioden Altersunterschied. Sie hielt die Augen geschlossen und trug das Haar an den Seiten schulterlang, während es vorne bis zu den Brauen hinabreichte.



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