Frostnacht by Arnaldur Indriðason

Frostnacht by Arnaldur Indriðason

Autor:Arnaldur Indriðason [Indriðason, Arnaldur]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Detective and Mystery Stories
ISBN: 9783785715932
Google: JOeRGQAACAAJ
Amazon: 3785715935
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2005-01-01T23:00:00+00:00


Als sie fort war, stand er lange wie in eine andere Welt entrückt vor den Bücherregalen. Eva hatte ein besonderes Händchen dafür, seine wunden Stellen zu berühren, das schaffte niemand anderes. Er war noch nicht bereit, sich mit Spekulationen über den Verbleib seines Bruders zu befassen. Irgendwann hatte er Eva versprochen, ihr die ganze Geschichte zu erzählen, aber dazu war es noch nicht gekommen. Sie konnte nicht einfach in sein Leben hineinplatzen und Antworten verlangen, wenn es ihr in den Kram passte.

Das Buch, aus dem er Marian Briem vorgelesen hatte, lag auf dem Wohnzimmertisch, und er nahm es zur Hand. Wie in so vielen der Bücher, die er besaß, ging es darin um Katastrophen und verhängnisvolle Schicksale in Islands Einöden. Dieses hier war insofern etwas Besonderes, als es einen kurzen Abschnitt über etwas enthielt, das sich vor vielen Jahren ereignet hatte, als ein Vater und seine beiden Söhne in einem furchtbaren Schneesturm gelandet waren.

Erlendur schlug wie so oft zuvor diesen Abschnitt auf. Die einzelnen Zeitzeugenberichte in diesem Buch waren zwar unterschiedlich lang, aber ähnlich strukturiert. Erst kam der Titel, dann der Untertitel oder die Nennung des Gewährsmanns. Der Bericht selbst begann gewöhnlich mit der Beschreibung der lokalen Verhältnisse, dann wurde das Ereignis nacherzählt, und zum Schluss kam eine resümierende Schlussbemerkung. Diesen Bericht hatte er öfter als alles andere in seinem Leben gelesen, und er kannte ihn Wort für Wort auswendig. Der Stil war sachlich und unpersönlich, auch wenn es um den einsamen Tod eines achtjährigen Jungen ging. Von der Zerrüttung, die dieses Ereignis bei den Überlebenden hinterließ, war keine Rede. Diese Geschichte würde nie zu Papier gebracht werden.

Er schaute von dem Buch hoch und dachte an das, was er Marian Briem hatte sagen wollen, aber nicht über die Lippen gebracht hatte. Er wusste, dass es keine Rolle mehr spielte. Es war nicht seine Art, etwas zu sagen, was nicht zu ihm passte, das hatte ihm schon immer widerstrebt. Er hätte nur gern die Worte gesagt, die ihm in der Todesstunde in den Sinn gekommen waren, als er Zeuge wurde, wie dieser einsame Mensch die letzte Reise antrat.

Danke für dein Geleit.



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