Frisch Max by Stiller

Frisch Max by Stiller

Autor:Stiller [Stiller]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-01T11:46:58+00:00


losgefahren, mußten aber vor einer geschlossenen Barriere wieder stoppen und warten. »Ich verstehe Ihre Verlegenheit durchaus«, sagte Rolf, »an Ihrer Stelle habe ich solche Gesprä-

che auch immer gemieden. Was kommt schon dabei heraus!

Nur finde ich, wenn man schon so nebeneinander in einem Wagen sitzt - wissen Sie - ganz einfach: Ich möchte nicht, Herr Sturzenegger, daß Sie mich für den Dummen halten!« Endlich dröhnte der Zug vorbei. »Sie lieben nun einmal meine Frau«, sagte Rolf in einem unerschütterlichen Wahn und dabei in achtenswerter Haltung, »das kann ich verstehen. Und meine Frau liebt sie. Das ist nun einmal so! Und daran wird sich auch nicht viel ändern, nichts Wesentliches, wenn Sie nächste oder übernächste Woche nach Kanada fliegen.« »Nach Kalifornien«, verbesserte Sturzenegger. »Meine Frau sagte Kanada.« - »Es tut mir leid«, lachte Sturzenegger, »ich gehe aber trotzdem nach Kalifornien. Nach Redwood-City. Ich werde Ihnen sofort eine Karte schicken, Herr Doktor, damit Sie es mir endlich glauben!« - »- Das ist nicht nötig!« sagte Rolf. Hinten wurde ge-hupt. »- Das ist nicht nötig!« sagte Rolf nochmals, »Kanada oder Kalifornien, wissen Sie, das macht für mich keinen Unterschied, wenn es meiner Frau einfällt, Sie dorthin zu begleiten, und das nehme ich an.« Die Barriere war längst in die Höhe gegangen, aber Rolf, taub für die Huperei hinter ihm, fuhr nicht los. Der junge Architekt hatte wohl begriffen, wo der Hund begraben lag, und versuchte etwas zu sagen, beispielsweise: »Ihre Frau Gemahlin und ich -« Rolf unterbrach: »Sagen Sie ruhig: Sibylle!« - »Gewiß«, sagte Sturzenegger, »es war vom ersten Besuch an eine Art von Sympathie, könnte ich mir denken, auch von der Seite Ihrer Frau Gemahlin...« - »Könnten Sie sich denken!« Es ärgerte Rolf, daß der Qeliebte seiner Frau so feige war, es kränkte ihn, anderseits machte es ihn auch hochmütig. »Ich bin ein Mann von fünf und vierzig Jahren«, sagte Rolf und sah das Architektlein an, »Sie haben noch nicht Ihre dreißig!« Darauf sagte Sturzenegger ganz richtig: »Und?« Das Gespräch, in Würde begonnen, schien auszurutschen, Rolf merkte es und sah nun auch, daß die Barriere offen war; die 226



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