Friesenrebellion by Ocke Aukes
Autor:Ocke Aukes [Aukes, Ocke]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863588427
Herausgeber: Emons Verlag
veröffentlicht: 2015-07-18T16:00:00+00:00
NEUN
Der halbe Vormittag war schon rum, als der erste Bergungstrupp am Strand ankam. Das Meer hatte Körbe, Stoffballen, Kisten und Fässer an Land gespült. Vieles trieb noch auf den seichten Wellen. Der mäßig wehende Wind reichte kaum aus, um Wellen zu erzeugen, die hoch genug waren, die Waren auf den Strand zu heben.
Sieben Männer und Knaben eilten über die Dünenkante. Gemeinsam schleppten sie ein offenes Boot dorthin, wo der Sand feucht und fest war. Unten warteten bereits drei Frauen, die einen Trailer mit zwei Rädern darunterschoben. Im Laufschritt ging es bis an die Wasserkante. Niemand achtete darauf, ob sein Schuhwerk nass wurde. Hässliche Salzränder, die nach dem Trocknen an den Lederschuhen zurückblieben, wurden zur Nebensache. Geschwind wurden Boot und Trailer über den niedrigen Wellenkamm hinweg ins Wasser gedrückt, bis das Boot aufschwamm. Den Männern reichte das Wasser bis übers Knie, als sie es bestiegen. Zwei Frauen zogen den Trailer zurück an Land, die Dritte schwang sich ins Boot, ungeachtet der nassen Ärmel und Röcke. Sie würden innerhalb einer Stunde in der Sonne trocknen.
Sören, ein alter, aber kräftiger Mann, kletterte als Letzter an Bord, griff nach der Pinne und rief seine Kommandos. Die anderen legten sich in die Riemen und pullten dem nahe gelegenen schwimmenden Warenhaufen entgegen. Sie kamen schnell voran.
»Zuerst die Fässer, die Kisten schwimmen länger. Nur noch wenige Meter«, spornte Sören die Mannschaft an. Er merkte, wie seine Leute den Schlag verlangsamten. »Nicht nachlassen, da, das Fass dort drüben.«
Sie mussten sich beeilen. Wer vermochte schon zu sagen, wie gut oder schlecht das Fass kalfatert war? Sobald Wasser eindrang, sank es auf den Meeresgrund, und jemand musste hinterherspringen, um es zu retten.
Zugegeben, die Wetterbedingungen für so einen Tauchgang wären heute ideal. Leicht bewölkter Himmel, und die Sonne durchdrang die glatte Meeresoberfläche. Der Blick ging tiefer als an den meisten Tagen im Jahr, wenn Wellen den sandigen Untergrund so aufwühlten, dass man keinen Meter weit nach unten sehen konnte. Sören warf einen Blick auf die pullende Mannschaft. Nur Friederike vermochte dem Fass hinterherzuspringen, da sie die Einzige war, die schwimmen konnte. So weit durften sie es nicht kommen lassen, eher ließ er es sinken. Dann blieb immer noch die Hoffnung, dass der nächste Sturm es an den Strand warf. Durch die Wucht der Wellen würde es vermutlich zerbrechen. Immerhin bliebe ihnen das Holz zum Verfeuern.
»Steuerbord Riemen hoch, backbord noch drei Schläge. Jetzt, greift nach dem Fass.«
Sie hievten zwei Stück ins Boot hinein. Für ein weiteres war noch Platz, dann mussten sie umkehren. Sechs Hände an Steuerbordseite fischten danach. Es drehte sich, als ihre Finger die runde Seite durch Bewegung so nahe an den Bootsrand heranbringen wollten, dass sie es ergreifen konnten. Das Fass richtete sich auf und versank vor ihren Augen.
»Nein, Friederike«, rief einer der Männer und hielt sie fest. »Nicht hinterherspringen.«
»Ich schaff das.«
»Du verbrennst dich.« Er zeigte auf eines der Ruderblätter, an dem die abgerissenen Fangarme einer Feuerqualle hingen.
Das Bötchen schwankte, als sie sich wieder hinsetzte. Vor lauter Jagdfieber hatte kaum jemand auf die Tiere geachtet. In besonders heißen Sommern wurden sie riesengroß und vermehrten sich explosionsartig.
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