Freundinnen für's Leben - Roman 2: Freundschaft auf den dritten Blick (German Edition) by Christian Pfannenschmidt

Autor:Christian Pfannenschmidt [Pfannenschmidt, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Frauenunterhaltung, Freundinnen, Liebe, Chaos, eBooks
ISBN: 9783958240513
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2015-07-05T22:00:00+00:00

Kapitel 13

Es war ein schimmernder Morgen, als Schmolli zur Arbeit kam, zum erstenmal vor das Portal des Palace trat und seine Arme ausbreitete: Seht her! Mein Reich! In der kleinen Vorhalle, rechts neben dem Eingang stand sein schönes neues Stehpult aus Buchenholz, an dem er in Zukunft die Gepäckscheine sortieren würde, und mit seiner Uniform hätte er jedem Portier in New York oder Paris Konkurrenz gemacht. Die Cut-Hose war feingestreift in Beige und Dunkelbraun, die Frackjacke hatte die Farbe von schwarzem Kaffee, sandfarbene Seidenspiegel und schwere Goldknöpfe. Er trug einen Zylinder und eine schokofarbene Schleife zu seinem blütenweißen Hemd.

Das Palace in Hamburg nahm seinen Betrieb auf. Ohne Gedöns, ohne Party, ohne kaltes Büffet, ohne Ansprachen. Von groß angekündigten Eröffnungen, die dann ins Wasser fielen, hatte Ronaldo genug. All das war auch gar nicht nötig, denn der Laden brummte und war jetzt schon ausgebucht bis unters Dach. In allen Abteilungen kehrte ruckzuck der Alltag ein. Der Geruch von Farbe und Putzmitteln verflog, und in den Büros schuf sich jeder sein kleines Zuhause.

Büros sind Petzen. Psychogramme auf ein paar Quadratmetern. Da gibt es die schnittigen Kommandozentralen der Chefs. Die versifften Klausen der Künstler, wo glänzende Gedanken gedeihen und Reste von angedicktem Kartoffelsalat auf Kantinentellern verschimmeln. Die Käfige, wo die Arbeitstiere in Einzelarrest und schlechter Luft verwelken und wo der betriebsinterne Speiseplan an der Wand der Höhepunkt an dekorativem Geschick ist. Und es gibt die Arbeitsplätze dieser fanatischen Behaglichkeitsdesignerinnen, die ihre Schreibtische zu Kleinmuseen umfunktionieren. Die Jobsharing betreiben mit Plüschtieren und Plastikviechern, die überall Abziehbildchen ankleben, die Kugeln mit Schneegestöber auf ihre Computer stellen und Lampen in Form dicker Froschkönige auf die Fensterbank. Die Rosen trocknen und ihren Ficus benjamina hätscheln.

An ihrem ersten Arbeitstag war die Crew des Palace in puncto Gemütlichkeit noch zurückhaltend. Ronaldo trennte sich von seiner Tim-und-Struppi-Rakete und schenkte sie Stefan Ahlbaum, der sie stolz neben seinem Computer aufbaute. Ronaldos neuer Glücksbringer war die verrostete Gartenschaufel seiner verstorbenen Frau, die Ilka aus der Asche des Country Hotels gebuddelt hatte und die jetzt in seinem Regal lag. Auf Ilkas Schreibtisch stand ein Foto von Zoltan in einem schlichten Silberrahmen. Frau Stades einziges persönliches Utensil war eine teure Nagelfeile, die aus der Schale mit den Filzschreibern, den Kulis und Bleistiften herausblitzte. Vera drapierte eine Rosenquarz-Druse vor ihrem Computer, um die schädlichen Strahlen abzuleiten. Und Katja Harms, die Neue im Schreibpool, kramte an ihrem ersten Arbeitstag einen Totenkopf-Aschenbecher aus einer Plastiktüte und stellte ihn neben ihr Telefon. Bei ihrem Zigarettenkonsum sollte der Ascher bald überfordert sein – wie ihre Kollegen auch.

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