Frequent Flyer by Friedman Kinky

Frequent Flyer by Friedman Kinky

Autor:Friedman, Kinky [Friedman, Kinky]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-24T23:00:00+00:00


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Während Rambam seinen Jaguar hinter der Ausfahrt des Holland Tunnel auf den New Jersey Turnpike fädelte, überlegte ich, daß er und vielleicht auch Zev klinisch gesehen nicht unbedingt als krank einzustufen waren. Trotzdem tanzten beide, im Vergleich mit den anderen Vögeln, irgendwie aus der Reihe. Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Rambam ein halbes Dutzend bezahlter Killer aus zwei miteinander verfeindeten kolumbianischen Drogenkartellen ins Jenseits befördert hatte, und die Geschichten über Zev waren geradezu legendär. Wie Zev morgens um zwei über geparkte Autos nach Hause spaziert. Wie Zev sich an den Haaren die Stufen zum Lone Star Café hochziehen läßt. (Um damit die Strapazierfähigkeit seiner Haare unter Beweis zu stellen. Natürlich war er zu dem Zeitpunkt mit Sliwowitz abgefüllt.) Wie Zev Diamanten oder Schalldämpfer an Orten abliefert, an denen es selbst Schwarze mit der Angst bekommen. Und dann war da noch Boris...

Aber das größte Problem mit all diesen Typen bestand für mich darin, daß sie aus Brooklyn kamen und ich aus Manhattan. Beide Orte waren im Idealfall geographisch und kulturell gerade weit genug voneinander entfernt, aber wenn irgendein Finsterling in Manhattan es auf einen abgesehen hatte, konnte Brooklyn genausogut im Wunderland Oz liegen.

Soweit Problem Nummer eins.

Ein anderes Problem war die Frage, wohin wir unterwegs waren und was wir dort wollten. Rambam hatte mir zuvor im Loft den Inhalt des braunen Umschlags gezeigt. Er enthielt eine Produktliste der Bundesregierung, wobei Rambam genau den Teil kopiert hatte, in dem alle im letzten Jahr nach Amerika importierten giftigen Chemikalien und Insektizide aufgeführt waren. Rambam hielt sich ziemlich bedeckt, was die Herkunft der Liste betraf. Ein Bekannter beim Zoll, sagte er. Aber das Interessante an der Liste war, daß Phenoxylcholin, die Chemikalie, nach der wir suchten und die unsere beiden arischen Freunde auf Eis gelegt hatte, nur von einer Firma in den Staaten vertrieben wurde. Das Unternehmen hieß Interchem, und es hatte seinen Sitz in Newark, New Jersey.

»Newark ist Bayonnes häßliche ältere Schwester«, sagte Rambam, während wir bei Tageslicht dieselbe deprimierende Strecke abfuhren, von der wir eine Woche zuvor in der Dunkelheit nur ein paar verschwommene Eindrücke bekommen hatten.

»Ich freue mich, ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte ich. Um uns herum breitete sich eine heruntergekommene Industrielandschaft aus. Aus Schornsteinen quoll dichter Rauch, der weitaus gefährlicher war als die zarten Rauchwölkchen, die meiner Zigarre entstiegen und über die sich die Leute immer so aufregten. Hier regte sich niemand über die Schornsteine auf. Überall standen flache, häßliche Öl- oder Gasdepots und Vorratstanks herum. Dann und wann tauchte ein kränkelndes und verkümmertes Bäumchen auf, von dem man verdammt sicher sein konnte, daß Joyce Kilmer es nie zu Gesicht bekommen hatte.

»Übrigens«, sagte Rambam, »sollen die Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge hier in der Gegend wegen der Chemieabgase ziemlich spektakulär sein.«

»Yeah«, sagte ich, »nur die Mittagsvorstellung fällt verdammt schwach aus.«

»Keine Sorge. Wenn unsere Suche Erfolg hat, waren wir das letztemal hier.«

»Der Verband der chemischen Industrie kann’s kaum erwarten.«

Als wir uns den Außenbezirken von Newark näherten, wo Interchem offenbar ihre Niederlassung hatte, deutete Rambam auf den Rücksitz des Jaguars. »Zieh dir den Trenchcoat da hinten über.



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