Fremde Federn by Martha Grimes

Fremde Federn by Martha Grimes

Autor:Martha Grimes [Grimes, Martha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-30T04:00:00+00:00


19

Der Laden hieß Nouveau Pauvre.

Der Name war in schwarzer Kursivschrift auf ein weißes Schild gemalt, das auf die rote Ziegelwand geschraubt war. Die Buchstaben sahen aus wie ein zerrissenes Spinnennetz. Unter der gußeisernen Treppe, die einen Baldachin bildete, saß ein bärtiger Mann unbestimmbaren Alters, in einen schweren Mantel gewickelt, um die Taille hatte er ein Seil befestigt. Die Hände in den Ärmeln vergraben, döste er vor sich hin. Auch über ihm hing ein handgemaltes Schild: »MAOS PLATZ. UNTERSTEHT EUCH!«

»Was das wohl soll?« sagte Wiggins.

Ein Hund mit ebenfalls fraglichem Stammbaum lag neben einem weißen Plastikbecher mit dem obligatorischen Kleingeld. Das Vieh hatte den Kopf auf die Pfoten gelegt, ein kummervolles Gesicht und lange Ohren wie ein Basset, und döste auch.

Als Jury und Wiggins auf dem Bürgersteig stehenblieben, sprangen Mann und Hund hellwach auf, der Hund winselte und schlug mit dem Schwanz, der Mann fuchtelte blind mit dem Becher und stieß ihn in ihre Richtung. »Einen Quarter! Haben Sie Kleingeld? Einen Quarter!« Es klang wie eine Forderung, nicht wie eine Bitte. Und die sprach er nicht aus, sondern brüllte sie ihnen entgegen.

»Sind Sie Milos?« fragte Jury.

Keine Antwort.

Jury hatte einen Moment lang vergessen, daß der Mann taub war, weil er so gebrüllt hatte.

Milos’ Hand schoß vor, er befahl: »Schreiben Sie es auf!« und zeigte auf seine Handfläche. Er fuhr darüber, als schreibe er.

Jury malte »MILOS« darauf – mit Fragezeichen.

»Nein, Madonna!« Mit dem Ausdruck heller Empörung zeigte der Mann mit Hand und Becher auf das Schild hinter sich.

Jury nahm die Hand erneut und versuchte, einen einfachen Weg zu finden, wie er sich ausweisen konnte, aber ihm fiel nichts ein. Sorgfältig schrieb er seinen Namen; Milos runzelte die Stirn. Jury schrieb »COP«.

Rasch zog Milos seine Hand zurück. Dann versank er wieder in seinen buddhareifen Dämmerzustand, die Hände in die ausgefransten Ärmel gesteckt, den Kopf gesenkt.

Sogar der Hund knurrte, als wolle er sehen, ob sie sich auch mit bissigen Hunden einen Scherz erlaubten. Dann steckte er die Schnauze zwischen die Pfoten.

Ohne große Hoffnung auf Erfolg berührte Jury Milos am Arm.

»Verpissen Sie sich!«

»Es würde ihnen nichts schaden«, sagte Wiggins, als er und Jury die Treppenstufen hochkletterten, »wenn sie sich ein paar Manieren zulegten.«



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