Frauenkraft by Janitschek Maria
Autor:Janitschek, Maria
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00
VII
In letzter Zeit ging Emmerich öfter, als nötig war, nach Oedenburg hinüber. Er saà dort mit einigen alten Junggesellen zusammen und stellte trübe Betrachtungen über das Leben an. Einmal verlieà er die Stadt später als sonst. Es war eine wilde, stürmische Nacht. Als er in die Nähe seines Hofes kam, sah er jemand vor sich hergehen. Er hob die Laterne hoch.
»Du!« rief er bestürzt.
»Ich konnte nicht schlafen und ging ein wenig hinaus,« sagte Kyrilla.
»Ehrliche Frauen gehen in solcher Stunde nicht spazieren.«
Er fühlte im Dunkel seine Hände umklammert.
»Wofür hältst du mich?«
Er stieà sie zurück. »Für nichts Gutes.«
Ob sie sich ein Leid anthut, dachte er einen Augenblick hinterher. Nein. Sie trat ruhig vor ihm ins Haus und ging nach dem Schlafzimmer hinauf. Sie sah sehr groà aus in dem langen, dunklen Tuch, in das sie sich eingehüllt hatte. Eiskalte Schauer durchliefen ihn. Der Wind stöhnte im Gange und warf alle Augenblicke die Thür auf. Emmerich fühlte seine Schläfe hämmern. Was da drauÃen wimmerte und stöhnte, war nicht der Wind allein. Das waren nicht nur Lufttöne. Und die Eiseskälte, die durch alle Fugen und Ritzen drang! Gott steh mir bei! dachte er schweiÃgebadet, das ertrag' ich nicht länger. Hier verbirgt sich etwas, entweder in dem Weibe oder in den Steinwänden des Hauses, etwas, das mich vernichten will. Es wird wohl in dem Weibe sein. Der Atem stockte ihm. Wenn nur schon der Morgen da wäre! Wenn nur schon der Morgen da wäre!
Es wurde Morgen. Ganz zerrädert erhob sich Emmerich, frühstückte und verlieà das Haus. Er ging nach der Stadt in das kleine Weinhaus am Marktplatz.
Als er eintrat, entfuhr ein Ausruf des Staunens seinem Munde. Am ersten Tisch, gleich beim Eingang, saà ein Mensch mit dunklem Haar und einem wunderschönen Gesicht. Er hatte den Kopf in die Hand gestützt und zeichnete Figuren auf den Tisch.
Emmerich rieb sich die Augen. »Hendrik, Hendrik Ãsz, Hendrik Ãsz!«
Der Gerufene sah gleichgiltig auf.
»Ah Tralgoth, du! Na, wie ist's dir die Zeit hindurch ergangen?«
Emmerich schüttelte und schüttelte ihm immer aufs neue die Hände. Dann lieà er sich zu ihm nieder.
»Mir ist's gut ergangen, ganz gut soweit, aber dir! Wo warst du die vier Jahre über? Hast dich garnicht verändert, so wahr mir Gott helfe. Garnicht! Bist du allein hier? Bleibst du hier?«
Hendrik strich sich die dunklen Locken aus der Stirn und gab keine Antwort.
Emmerich fuhr unbehindert fort: »Als du damals nicht zu unserer Hochzeit kamst, sagte ich zu meiner Frau: da muà etwas wichtiges zu Grunde liegen. Denn Ãsz hält Wort, wenn er etwas verspricht. Bald darauf hörte ich, daà du fort seiest und dein Haus für Brack verpfändet hättest.«
»Ja, das war so eine Sache,« warf Hendrik ruhig hin.
»Bist du schon lange hier?«
»Nein, noch nicht lang.«
»Du wohnst doch drauÃen.«
»Wo drauÃen?«
»Na, in deinem Haus.«
»Wieso denn? Ãstök hat eine groÃe Familie, sodaà für mich da kein Platz ist.«
»Ãstök?«
»Nun ja, er hat doch das Haus für die Schuld angenommen, und, da sie nicht eingelöst wurde, behalten.«
»Und du?«
»Na ich, ich â«
»Wo wohnst du denn?«
»Noch nirgends. Ich bin erst heute Nacht angekommen.«
»Teufel! Was wirst du nun thun? Hast du schon einen Plan?«
»Nein, das heiÃt, ich werde mir Arbeit suchen.
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