Frühling im kleinen Inselhotel hinterm Deich (Inselträume auf Amrum 1) (German Edition) by Julia K. Rodeit

Frühling im kleinen Inselhotel hinterm Deich (Inselträume auf Amrum 1) (German Edition) by Julia K. Rodeit

Autor:Julia K. Rodeit [Rodeit, Julia K.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2021-07-14T22:00:00+00:00


Jannis ließ nicht zu, dass Sarah bezahlte, auch wenn sie darauf beharrte, ihren Anteil am Essen selbst zu begleichen.

»Wenn ich mit einer Frau ausgehe, übernehme ich die Rechnung«, sagte er nachdrücklich. »Keine Diskussion.«

Von seiner Entschlossenheit offenbar eingeschüchtert, gab sie klein bei.

Schweigend verließen sie den Muschelsucher und traten in die mittlerweile kühle Nachtluft. Der Himmel war sternenklar, die Luft angenehm frisch. Nur noch wenige Menschen waren unterwegs.

Eine tiefe Zufriedenheit über den Abend in Sarahs Gesellschaft breitete sich in Jannis aus, auch wenn sich der Fortgang anders entwickelte, als er sich das vorgestellt hatte. Normalerweise war solch ein Abendessen eher von oberflächlicher Unterhaltung geprägt. Meist entschied sich dabei, ob mehr daraus wurde oder nicht.

Doch statt eines banalen Gesprächs hatte er sich plötzlich in einem tiefsinnigen Austausch über Dinge wiedergefunden, die er Fremden gegenüber üblicherweise für sich behielt.

Welcher Teufel hatte ihn geritten, Sarah vom Autounfall und dem Tod seines Vaters zu erzählen? Außer seiner Mutter und dem Kinderpsychologen, zu dem man ihn damals geschickt hatte, hatte er mit niemandem darüber gesprochen. Auch ihnen hatte er nie die ganze Wahrheit über das erzählt, was ihn seit diesem Zeitpunkt um den Schlaf brachte.

Dann kam eine Rechtsanwältin aus Hamburg, sah ihn aus Augen mit faszinierenden goldenen Sprenkeln einmal intensiv an und die Hälfte der Geschichte brach aus ihm hervor, ohne dass sie ihn dazu aufgefordert hatte. Diese Tatsache wühlte ihn fast noch mehr auf als die Erinnerung an den Unfall selbst.

Dabei hatte auch Sarah ein Päckchen zu tragen, was er nur allzu gut nachvollziehen konnte. Sie hatte ebenfalls früh einen Elternteil verloren. Durch das gemeinsame Schicksal fühlte er sich ihr auf gewisse Weise verbunden. In ihrer Haut mochte er dennoch nicht stecken.

Nachdenklich gingen sie weiter durch die Fußgängerzone. Eine Frau wie Sarah hatte er nie zuvor im Leben getroffen. Normalerweise wäre er sich jetzt sicher gewesen, ob er sie auf einen Schlummertrunk zu sich nach Hause einladen sollte oder ob sich ihre Wege hier trennten.

Bei Sarah stellte sich die Frage nicht. Er wollte sie wiedersehen, sie war hübsch, in ihren Augen lag ein so warmer Glanz und ihr Haar hatte eine Farbe, wie er es nie zuvor gesehen hatte. Nichts würde er lieber tun, als sie in seinen Armen zu halten. Doch es war nicht nur das. Er schätzte das Gespräch mit ihr. Sie mit nach Hause zu nehmen, wäre ihm nicht nur wie Frevel erschienen, er traute sich schlicht nicht.

»Jetzt stehen wir hier mit unseren Lebensbeichten«, sagte sie in die Stille hinein. Ihre Stimme hatte einen warmen Klang und sie warf ihm ein kleines Lächeln von der Seite zu.

»Na, so schlimm ist es auch nicht«, tat er zumindest seine Geschichte ab. Keinesfalls wollte er erneut in Verlegenheit geraten, mit ihr darüber zu sprechen, und ihr womöglich noch tiefere Abgründe offenbaren. »Ich bin mir sicher, für dich findet sich eine Lösung.«

Sarah stieß ein Pusten aus und strich sich die Strähne hinter das Ohr, die sich so gern selbstständig machte und ihr in die Stirn fiel.

»Was macht für dich deinen Beruf aus?«, fragte sie in die Stille hinein.



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