For the Win - Roman by Cory Doctorow

For the Win - Roman by Cory Doctorow

Autor:Cory Doctorow
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2011-09-12T00:00:00+00:00


Wei-Dong ging Lu nicht aus dem Sinn. Ein Barbar hieb auf einen Kürbis ein, und er beschloss, das Schwert solle für drei Sekunden festsitzen und der Kürbis den Standardsound für Zerquetschtes von sich geben, und ihm ging Lu nicht aus dem Sinn. Ein Dieb versuchte, die Schwanzfeder eines Phoenix zu klauen, und er ließ den Phoenix herumfahren und Feuer spucken, begleitet von Flüchen durch einen Filter, der seine Stimme vogelartig klingen ließ, und Lu ging ihm nicht aus dem Sinn. Der Anführer einer Horde von Zombies versuchte, sich den Weg in einen verbarrikadierten Laden zu bahnen, mitten durch ein Schild mit der Aufschrift »Geschäftsaufgabe«, das nur eine Textur auf einer Oberfläche ohne Inhalt war. Wei-Dong gefiel der Einfallsreichtum des Spielers, also beschloss er, dass es 3000 Zombie-Minuten brauchte, das Schild kleinzuhauen, und dahinter dann das Innere des Sportartikelladens liegen würde, wo es ein paar nette Knüppel, Armbrüste und Macheten gab.

Und er bekam Lu nicht aus dem Sinn.

Er hatte Lu immer gemocht. Von allen aus der Gilde war Lu immer derjenige gewesen, der sich für die Spiele interessierte. Es ging ihm nicht bloß ums Geld oder die Freunde: Es ging ihm ums Spielen. Er löste gern Rätsel, er freute sich darauf, am Ende eines langen Raids gegen die Bosse anzutreten, neue Karten freizuspielen und Achievements zu schaffen. Manchmal, während seiner langen Schichten, in denen er seine winzigen Entscheidungen traf, dachte Wei-Dong darüber nach, wie viel besser das Spiel dank seiner Arbeit doch wurde. Er glaubte, dass Lu seine Kunstfertigkeit zu schätzen gewusst hätte. Es machte Spaß, auf der anderen Seite zu stehen und für mehr Spielspaß zu sorgen, statt bloß zu konsumieren. Die Arbeitszeit war lang, der Job nicht einfach, die Bezahlung schlecht, aber er war Teil der Show.

Nur, dass es jetzt keine Show mehr war.

Sein Handy begann in der Hosentasche zu vibrieren. Er zog es heraus, schaute aufs Display und legte es auf den Tisch. Es war seine Mutter. Er hatte schließlich nachgegeben und ihr an seinem achtzehnten Geburtstag seine neue Nummer gegeben. Er hatte es vor sich damit gerechtfertigt, dass er jetzt ja erwachsen war und sie ihn nicht mehr einfach zurückschleppen lassen konnte. In Wahrheit hatte er es nicht ertragen, seinen achtzehnten Geburtstag einsam und allein zu verbringen. Er wollte jetzt aber nicht mit ihr reden, deshalb ließ er die Mailbox antworten.

Das Handy brummte: Sie rief erneut an, und er ließ nochmals die Mailbox rangehen. Eine Sekunde später brummte das Handy schon wieder. Er wollte es eigentlich ausschalten, doch dann zögerte er und nahm ab.

»Hi, Mom.«

»Leonard«, sagte sie. »Es geht um deinen Vater.«

»Was ist mit ihm?«

Sie atmete tief aus. »Er hat einen Herzinfarkt gehabt. Einen richtig schlimmen. Sie haben ihn …« Sie stockte und holte tief Luft. »Sie haben ihn ins Hoag Center gebracht. Er liegt auf der Intensivstation. Es heißt, dort haben sie die besten …« Wieder eine Atempause. »Angeblich sind sie die Besten.«

Wei-Dongs Magen sackte ab, so tief, als fiele er unter den Stuhl. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich wegfliegen. »Wann ist das passiert?«

»Gestern.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.