Flucht by Winnie Adukule

Autor:Winnie Adukule [Adukule, Winnie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Das Neue Berlin
veröffentlicht: 2016-03-28T22:00:00+00:00

9.

Posiano Museine

»Finnish Refugee Council« in Kyaka II

»Wir organisieren Hilfe zur Selbsthilfe«

Im weitläufigen Zentrum von Kyaka II, der Flüchtlingssiedlung westlich von Kampala, die sich auf über achtzig Quadratkilometer erstreckt, finden sich auch nationale Dependancen des UN-Flüchtlingswerkes. Die größte Niederlassung ist die der USA.

Diese ist von einer hohen Mauer umfasst, und selbst das blaue Einfahrtstor (»Only United Nations Vehicles Allowed«) trägt eine Krone aus silberglänzendem Stacheldraht. Neben der Einfahrt gibt es eine Schleuse, vor der eine ziemlich füllige Dame im Tarnanzug mit Maschinenpistole wie ein Zerberus wacht. Wir werden im Wachhäuschen untersucht, bekommen eine Besucherkarte ausgehändigt und den Hinweis mit auf den Weg, dass Fotografieren nicht erlaubt sei.

Jenseits des Kontrollpunktes steht hinter einem Appellplatz ein halbes Dutzend massiver, eingeschossiger Gebäude mit blauem Wellblechdach, das Gelände ist baumlos und staubig. Die Fenster stehen offen, es gibt augenscheinlich keine Klimaanlagen, und außer einer UNHCR-Fahne, die matt und müde an einer Fahnenstange hängt, gibt es kein zweites Banner, wohl aber einen zweiten Fahnenmast. Doch man erfährt trotzdem, wo man sich befindet. An jedes Haus ist ein unübersehbares Schild mit Stars and Stripes geschraubt, auf dem zu lesen ist: »Funded by the United States Government«.

In dem Gebäude mit den beiden Fahnenmasten sitzt die Leitung, dort treffen wir auf die Chefin, die sich mit Susan oder Suzanne vorstellt und sichtlich irritiert wirkt ob unseres Ansinnens, uns mit ihr über die Aufgaben der US-Vertretung in der Siedlung zu unterhalten. Und das, obgleich wir unser Schreiben aus dem Präsidentenbüro in Kampala vorweisen, das uns nicht nur autorisiert, die Flüchtlingssiedlung besuchen und Gespräche führen zu dürfen, sondern auch ausdrücklich zur Unterstützung auffordert. Die kleine, verunsicherte Frau hört sich an, was wir wollen, mustert ein ums andere Mal das offizielle Papier, bittet schließlich um den Pass, verlässt damit ihr großes Büro und geht in ein anderes. Es vergehen einige Minuten, offensichtlich telefoniert sie. Dann kommt sie wieder und sagt, dass es nicht gehe. Sie notiert eine Mail-Adresse und eine Telefonnummer, an die ich mich um Auskunft wenden könne. Ob ich eine Visitenkarte von ihr … wegen des Namens und seiner Schreibweise und überhaupt …

Zufällig habe sie keine dabei, höre ich, und Susan oder Suzanne schiebt stattdessen ein Gästebuch über den Tisch, damit sich alle Anwesenden einschreiben. Ende des kurzen Besuches.

Wir traben zurück über den Platz und geben unser Kärtchen am Band wieder ab. Was nun?

Jenseits der Straße steht einladend ein Tor offen, bar jeglichen Stacheldrahtschmucks. »FRC Kyaka II«, steht auf einem Schild, »Finnish Refugee Council« heißt das Kürzel. Also, gehen wir doch einfach zu den Finnen.

Im Schatten eines großen Baumes diskutieren drei Leute an einem Motorrad, sie weisen lächelnd auf den Eingang eines der drei Gebäude auf dem Areal, als wir nach der Leitung fragen.

Dort sitzen zwei Männer hinter ihren Computern und tun beschäftigt, und vielleicht sind sie es auch, aber das ist vergessen, als wir über die Schwelle treten. Der Raum ist winzig, wir sind zu viert, der letzte Mann muss bereits im Nebenzimmer Platz nehmen, weil sein Stühlchen nicht mehr hineingeht.

Ich trage unser Ansinnen vor, die beiden hören aufmerksam zu.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.