Fleck, Matthias by Herr der Tiere

Fleck, Matthias by Herr der Tiere

Autor:Herr der Tiere
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-02-13T08:29:39+00:00


Flucht

»Warum hast du das getan? Warum?« Streuner wich Neros vorwurfsvollen Blicken aus und sah zum Feuerplatz hinunter. Überall leuchtete der Schnee im Mondlicht und das Dorf lag ruhig und still. Wie ein schlafender Bär.

Was sollte er Nero erzählen? Dass er aus Liebe zu Lilli Alpha das Leben gerettet hatte? Das würde er niemals verstehen. Was war schon die Liebe eines einzigen Hundes wert, wenn es um das Überleben von allen ging? Und Nero hatte Recht. Er konnte ja nicht wissen, dass es nicht nur die Liebe zu Lilli war, die ihn zurück ins Dorf getrieben hatte. Es war dieser Hund. Nero reckte seufzend seinen Kopf in die Höhe.

»Du bist der Grund dafür, dass wir alle an eine Zukunft glauben, von der wir dachten, dass es sie nicht mehr gibt. Du hast uns Kraft gegeben, all dies hier auszuhalten. Die Demütigungen, die Folter und das Leid, das wir selbst schaffen. Du hast den Bluthunden ihren Glauben an das Leben zurückgegeben.« Er blickte Streuner aus pechschwarzen Augen an. »Und jetzt sorgst ausgerechnet du dafür, dass Alpha überlebt? Das musst du mir erklären! Es hätte vorbei sein können!«

»Ich habe dir schon erzählt, was geschehen ist und mehr …«

»Fang nicht wieder mit diesem Unsinn an!«, fuhr ihm Nero ins Wort. »Was soll das sein! Ein Hund, mit dem du nicht gesprochen hast, den du nicht mal kennst und der dir verrückte Befehle gibt, die du dann auch noch brav befolgst?« Er schnaubte. »Es ist wegen Lilli, nicht wahr?« Streuner gab keine Antwort. »Du hattest Angst, dass sie sich an uns rächen, wenn Alpha etwas geschieht.« Lange blieb es still.

»Ich mag sie. Aber der Hund …«

»Das muss schon ein sehr besonderer Hund gewesen sein!«

»Du sagst es«, erwiderte Streuner. »Er ist etwas Besonderes, aber ich kann dir nicht erklären, weshalb. Verstehst du? Warum sonst sollte ich so etwas tun?« Nero betrachtete Streuner misstrauisch.

»Das frage ich mich auch.«

»Was willst du damit sagen?«

»In letzter Zeit hat sich vieles verändert.«

»Wovon sprichst du?«

»Du scheinst dich gut zu verstehen mit Alpha.«

»Red keinen Unsinn, Nero! Ich hasse ihn und das weißt du!«

»Vielleicht«, sagte Nero. »Vielleicht auch nicht. Du bist nicht unsterblich, kleiner Hannibal. Achte auf das, was du tust.« Er erhob sich und schlich in seine Holzhütte zurück. Streuner legte den Kopf in den gefrorenen Sand. Nero hatte ihn noch nie Hannibal genannt und es tat weh, dass ausgerechnet sein bester Freund ihm misstraute. Konnte er es ihm verdenken? Er hatte ja selbst keine Ahnung, was vor sich ging. Irgendwann würde er es hoffentlich verstehen. Und Nero auch.

»Ist das wahr?« Lilli legte sich dicht neben ihn, so dicht, dass er ihr Fell spüren konnte. Wie warm und weich es sich anfühlte. Es war gut, ihre Stimme zu hören, die ihn immer in eine schönere, helle Welt versetzte.

»Was meinst du?«, fragte er und ließ seinen Kopf auf ihre Pfoten sinken.

»Dass du es auch wegen mir getan hast.« Er blickte zu ihr auf und lächelte verlegen.

»Wäre das falsch?«

»Ich bin froh, dass ich nicht der einzige Grund war. Aber ich bin stolz, dass du es auch für mich getan hast.



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