Flaming Bess 4: Das Grauen an Bord by Ziegler Thomas

Flaming Bess 4: Das Grauen an Bord by Ziegler Thomas

Autor:Ziegler, Thomas [Ziegler, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


5

Einst hatte er einen Namen gehabt, doch der lange, kalte Schlaf hatte seinen Namen ausgelöscht.

Einst war er ein Mensch gewesen, aber dann war etwas geschehen, das ihn in ein Ding verwandelt hatte, hungrig und fremd, von rätselhaften Trieben beherrscht, ein alptraumhaftes Etwas, das äußerlich wie ein Mensch aussah, doch kein Mensch mehr war.

Und nun war dieses Ding erwacht …

Lagoslav Vanshunje wußte sofort, daß mit dem Mann etwas nicht stimmte, als er ihn durch den Korridor kommen sah.

Der Mann war totenbleich, hohlwangig, stoppelbärtig und so mager, daß die abgetragene Raumfahrermontur wie eine Fahne um seinen mageren Körper flatterte.

Er hielt den Kopf gesenkt, so daß man seine Augen nicht sehen konnte, und kam mit schlurfenden Schritten näher.

Komischer Kauz, dachte Vanshunje, während er die Tür des Lagerraums verriegelte. Hab ihn noch nie nicht gesehen, den komischen Kauz.

Nervös zupfte der dünne, hochgeschossene Westwolken-Flüchtling an seinem flusigen Bart und schluckte mehrmals, so daß sein Adamsapfel wie ein Pingpongball auf und ab tanzte. Suchend blickte er sich um, doch bis auf ihn und den bleichen Mann war der Korridor leer. Bleiern lastete die Stille über der Hecksektion des 3. Oberdecks. Die einzigen Laute waren Vanshunjes pfeifende Atemzüge und die schlurfenden Schritte des fremden Mannes.

Was sucht er hier, was macht er hier, der Kauz, fragte sich Vanshunje. Vielleicht ist’s ein garstiger Kultist; hat sich hier versteckt, nicht, und wartet, daß sein Prophet ihn ruft …

Der Mann war jetzt nur noch wenige Meter entfernt; er schien Vanshunje noch immer nicht bemerkt zu haben.

»He da!« sagte der Westwolken-Flüchtling beunruhigt. »Ist mit Ihnen was nicht in Ordnung?«

Der bleiche Mann taumelte.

Vanshunje trat rasch auf ihn zu und hielt ihn an der Schulter fest. Die verschlissene Raumfahrermontur fühlte sich seltsam brüchig an.

»Na, was ist?« fragte Vanshunje heiser. »Krank? Ist wohl besser, ich bring Sie zu Dr. Go, nicht?«

Der Mann hielt den Kopf noch immer gesenkt. Langsam, wie in Zeitlupe, hob er die rechte Hand und berührte Vanshunjes Unterarm. Vanshunje zuckte unter der Berührung zusammen; die Hand des Mannes war eiskalt.

Scheußlich, dachte Vanshunje.

»Kommen Sie, ja?« sagte er. »Zur Krankenstation, nicht, zu Dr. Go.«

In diesem Moment hob der Mann den Kopf, und Vanshunje blickte in seine aufgerissenen Augen: grünlich-blau, wie bemoost, oder von Schimmel bedeckt. Keine menschlichen Augen.

Vanshunje keuchte und wich unwillkürlich zurück.

Ihn erfüllte lähmende Angst. Instinktiv spürte er das Fremde, das hinter diesen Augen lauerte, eine Aura des Bösen, die allein durch ihre Gegenwart jeden Widerstand im Keim erstickte. Vanshunje zitterte. Er wollte schreien, er wollte fliehen, doch er hatte die Herrschaft über seinen Körper verloren. Er schien unter einem Bann zu stehen – und der Bann brach erst, als sich der Mann abrupt abwandte und davonschlurfte.

Entsetzt sah ihm Vanshunje nach.

Dann bog der Fremde in einen Seitengang und war verschwunden. Einige Sekunden lang waren noch seine Schritte zu hören, bis auch sie in der Ferne verklangen.

Der Westwolken-Flüchtling wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn.

»Na, so etwas«, murmelte er.

Nach und nach mäßigte sich sein rasender Herzschlag.

Ich muß etwas unternehmen, dachte er, muß den garstigen Mann melden. Krank ist er, nicht, diese Augen, nicht. So etwas!

Er starrte seinen linken Unterarm an.



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