Finsternis - Blutlinie (German Edition) by Christian Boochs

Finsternis - Blutlinie (German Edition) by Christian Boochs

Autor:Christian Boochs [Boochs, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-10-24T16:00:00+00:00


Kapitel 9

›Verdammt, Nicolai ...‹

Rayan musste den Upir finden. Das war ihr klar. Jedoch wusste sie nicht so recht, wo sie mit ihrer Suche beginnen sollte. Bislang hatte er immer sie gefunden - und sich damit gerühmt. Nun war es an ihr, ihn zu finden und es fiel ihr auf, wie wenig sie über ihn wusste. Er aber schien eine Menge über sie zu wissen. Offenbar wusste die ganze Welt eine Menge über sie. Mehr als sie selbst. Zu viel ...

›Anna‹

Rayan hatte keine Zeit für Spielchen.

Es fiel ihr ein, dass sie vor Jahrzehnten einmal Corvak dabei zugesehen hatte, wie er einen Falter einsetzte, um eine telepathische Nachricht zu übermitteln. Der Alte hatte ihr sogar erzählt, wie er es tat. Es war ein einfacher magischer Trick, den die älteren Vampire beinahe intuitiv beherrschten. Sie hatte es nie selbst versucht. Es hatte keinen Anlass dazu gegeben und sie war zu jung.

Rayan strich mit dem Daumen über ihre Unterlippe.

Wenn aber Viktors Informationen stimmten, sollte sie alt genug sein. Sie sollte in der Lage sein, die Magie zu nutzen, sie irgendwo in ihrem Inneren zu finden und freizulegen, wie einen verschütteten Brunnen, den man wieder ausgrub. Rayan wusste ja, wie es funktionieren sollte. Sie musste es nur tun.

Knapp außerhalb des Lichtscheins einer der wenigen Laternen, die den Weg, der den Park durchzog, säumten, setzte sie sich in den Schatten. Sie verharrte, zwang ihren Körper zu völliger Ruhe und verschmolz mit der Dunkelheit. Es dauerte nicht lange und Insekten umschwärmten die Lichtquelle. Es waren vor allem Mücken, aber auch einer jener Nachtfalter, auf die Rayan es abgesehen hatte.

Der erste Versuch schlug fehl.

Mit Bedauern betrachtete Rayan die zerquetschten Reste des pelzigen Insekts auf ihrer Handinnenfläche. Es war absurd. Rayan, die sich von menschlichem Blut ernährte. Die Upire, Vampire, Werwölfe, Menschen getötet hatte, fühlte Traurigkeit beim Anblick des Insekts. Es tat ihr leid.

Sie presste die Lippen zusammen und wischte die Hand am feuchten Gras ab. Dann versuchte sie es erneut.

Rayan hockte sich in die Dunkelheit und verfolgte den Falter, den sie ausgewählt hatte, mit ihren Blicken. Sie fühlte den Schlag seiner Flügel, hörte das leise Summen. Dann zuckte sie blitzartig vor, streckte die Hand aus und schloss die Faust um das fliegende Insekt. Zufrieden registrierte die Vampirin, dass das Tier in ihrer Hand flatterte und gegen ihre Handfläche stieß.

Rayan führte die Hand an ihre Lippen. Es dauerte einen Moment, bis ihr die richtigen Worte, die Formel, die Corvak gesprochen hatte, einfielen. Fast lautlos bewegte sich der Mund der Vampirin, als sie die Worte sprach und in ihren Gedanken waberte die Vorstellung Nicolais umher. Sie stellte sich sein Gesicht vor, jeden Zug, die kleine Narbe. Ein geisterhaftes Bild vor ihrem inneren Auge, das sie auf den kleinen Falter, der in ihrer Hand gefangen war, übertrug. Sie zwang dem Tier ihren Verstand auf, ihren Willen und ihre Botschaft an Nicolai.

›Ich brauche dich.‹

Rayan wusste nicht, ob es funktioniert hatte. Vielleicht machte sie sich etwas vor. Es gab nur einen Weg, um dies herauszufinden, dachte sie, als sie die Hand öffnete und den Nachtfalter in die Dunkelheit entließ.



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