Finstere Mächte by Taylor Andrew

Autor:Taylor, Andrew
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2014-12-31T16:00:00+00:00

2

Charlotte war nie der Typ gewesen, der sich um offensichtliche Verpflichtungen herumdrückt. Also schleppte sie Kleidung, einen Krimi, Weintrauben und Rosen ins Krankenhaus. Sie warf die gesamte Hausordnung über den Haufen, wobei ihr der Umstand zustattenkam, dass die Stationsschwester eine ihrer Mitstreiterinnen beim Blumendienst von St. John war.

Jill hatte ein Einzelzimmer bekommen. Bei Charlottes Ankunft starrte sie aus dem Fenster auf die ferne, blaue Hügelkette. »Wie geht es dir, Liebes?«

»Ich habe immer noch furchtbare Kopfschmerzen. Aber sie haben mir versichert, dass nichts gebrochen ist.«

»Na, das ist ja ein Glück. Kannst du dich erinnern, wie es passiert ist?«

Jill zuckte zusammen und schüttelte dann langsam den Kopf. »Ich kann mich an nichts mehr erinnern, nur, dass ich die Chepstow Road hinuntergeradelt bin. Es hatte angefangen zu regnen.« Ihre Finger zupften an der Decke. »Es tut mir leid, dass ich euch so viel Umstände mache. Wie geht es Philip? Die Polizei hält heute Morgen eine Pressekonferenz ab, nicht wahr?«

»Du musst dir überhaupt keine Sorgen machen. Du kennst doch Philip, für ihn ist es das Größte – und ein guter Vorwand, mal wieder den rasenden Reporter zu spielen.« Charlotte lächelte Jill an, die sich dabei ertappte, dass sie das Lächeln erwiderte. »Also, wo soll ich die Rosen reinstellen?«

Charlotte fand eine Vase auf dem Fensterbrett, füllte sie mit Wasser und stopfte die steifen, rosafarbenen Rosen hinein. Jill aß pflichtschuldig eine Traube und schielte zu dem Krimi, einem alten Ngaio Marsh. Charlotte war heute Morgen in bester Stimmung, dachte Jill und fragte sich, ob der Grund für diese Fröhlichkeit vielleicht die Tatsache war, dass sie und ihr Mann ihr Haus endlich wieder für sich allein hatten.

»Ich habe mir gestern Abend dieses Zimmer angesehen«, sagte Jill, die unangenehme Dinge prinzipiell gerne schnell erledigte.

»Wie war es? Mist!« Charlotte hatte sich an einem Dorn gestochen. Sie saugte heftig an der Wunde. »Kannst du dich erinnern?«

»Es war mies. Die Frau war eine Schlampe, die Kinder lärmende Rotznasen, und der Mann hat mich in den Hintern gekniffen.«

»Mach dir deshalb keine Gedanken.« Charlotte nahm eine Traube und steckte sie sich in den Mund. »Du musst jetzt nur gesund werden.« Sie öffnete den Schrank und begann, den kleinen Koffer auszupacken. »Haben sie gesagt, wann du rauskannst?«

»Nein. Heute Morgen soll noch ein Arzt vorbeikommen.«

»Wenn du es weißt, bitte sie, uns zu benachrichtigen. Philip kann dich abholen.«

Jills Augen füllten sich mit Tränen. Sie drehte ihren Kopf auf die andere Seite, weg vom Fenster und von Charlottes Freundlichkeit. »Ich glaube, ich sollte ins Bull ziehen. Ich habe euch beiden schon zu viel zugemutet.«

»Unsinn. Wir haben hier doch massenhaft Platz.« Manchmal war es schwierig zu unterscheiden, ob Charlotte tatsächlich so unsensibel war oder nur aus taktischen Gründen so tat. »Übrigens«, fuhr Charlotte fort, vielleicht in dem Bewusstsein, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte, »übrigens glaube ich, dass du im Moment weder für Geld noch gute Worte ein Bett im Bull bekommen würdest. Es ist bis zum Rand vollgestopft mit Journalisten.«

Eine Krankenschwester polterte ins Zimmer. Sie hatte einen kleinen Kopf, schmale Schultern und geschwollene Beine; ihre Haut

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