Finns Welt - 02 - Finn reloaded by Uschmann Oliver

Finns Welt - 02 - Finn reloaded by Uschmann Oliver

Autor:Uschmann, Oliver [Oliver, Uschmann]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-20T16:00:00+00:00


Wir brauchen zwanzig Minuten bis raus an den Fluss, wo das Hotel steht. Mein Vater würde mit dem Kombi mindestens dreißig brauchen, aber Heiner fährt einen Pick-up-Truck mit großen Rädern, lautem Motor und scheinbar ohne Bremse. Er beherrscht das Monster wie ein Drachenreiter seine Riesenechse. Seit ich ihn kenne, suche ich nach Gründen, ihm in MECHANICS erst mal nur 9 von 10 Punkten zu geben, damit noch Luft nach oben bleibt. Ich finde keine. Nun auch nicht beim Autofahren. Die Reifen knirschen auf Kies, als wir ankommen. Unten an der Promenade spazieren Menschen mit ihren Hunden. Wellen plätschern. Ein Tanker tutet. Auf einem Hügel mit bester Aussicht steht das Hotel, in dem Heiner arbeitet. Es hat vier Sterne und einen Brunnen aus Marmor im Foyer. Die Bar ist so lang wie unser Haus. Unendlich viele Flaschen und Gläser. Heiner arbeitet hier von abends bis nachts. Deswegen kann er tagsüber Gartenteiche reparieren, Mäuse verjagen oder, wie jetzt, Fans besorgen. Er macht einfach immer, was gemacht werden muss. Das Spiel des Lebens stellt ihm eine neue kleine Mission und er klickt immer auf »akzeptieren« und nimmt sie einfach an. Das ist großartig. Gerade spricht er mit seinem Chef, dem Boss des ganzen Hotels. Der Boss spricht etwas in sein Handy und ein junger Mann kommt herbeigelaufen, ein sportlicher Typ im Polohemd. Heiner redet mit ihm und der Polohemdmann hebt den Finger, lacht und saust wieder davon. Ich stehe vor der Bar und betrachte die vielen Flaschen.

Heiner kommt wieder zu mir rüber. »Gleich haben wir einen ganzen Bus voller Jubelhelfer.«

»Was?«

»Der junge Mann eben heißt Rico. Er ist Animateur hier im Hotel. Einer, der die Urlaubsgäste unterhält. Morgens Gymnastik, tagsüber Spiele im Freien, abends Karaoke, wenn ich an der Bar stehe.«

»Jemand kommt in unsere Stadt, um Urlaub zu machen?«

»Ja. Japaner zum Beispiel. Rico hat gerade eine Gruppe von zwanzig Stück vorrätig. Er besorgt nur eben den großen Bus. Er sagt ihnen, das gehöre zum Programm, die deutsche Kultur kennenzulernen. Was könnte deutscher sein als ein Fußballspiel am Sonntag? Japaner gehen gerne aus sich heraus? Hast du die mal feiern sehen? Die lieben es auszuflippen.«

Ich kann kaum glauben, was Heiner da sagt. Er sieht mich an und deutet mit dem Kopf hinter die große Bar. »Willst du mal gucken?«

Ich nicke. Er klappt mir die kleine Tür auf. Ich fahre mit den Fingern an dem rotbraunen Holz der Bar entlang und blicke hoch zu den tausend Flaschen. Heiner kennt alle Sorten. Das ist sein Reich. Große Bar, großes Auto, große Steinkreissäge – wie das wohl ist, die Dinge so im Griff zu haben?

»Willst du einen Drink, solange wir warten?«

Ich muss erschrocken aussehen, denn er fügt schnell hinzu: »Aus Saft und Limo, natürlich.« Ich nicke. Er nimmt sich einen Shaker, öffnet Kühlschränke, kippt Ananas, Kokos, Pfirsich und Bitter Lemon zusammen, fügt Eis hinzu, steckt die Deckelhälfte drauf, schüttelt kräftig, gießt das Gemisch in ein Glas und dekoriert den Rand so schnell mit einer Zitronenhälfte, einer Physalis und einem Schirmchen, dass ich nicht sehen konnte, wo er sie überhaupt hergezaubert hat.



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