Finks verflixte Fälle by Dal Molin Gerlinde

Finks verflixte Fälle by Dal Molin Gerlinde

Autor:Dal Molin, Gerlinde [Dal Molin, Gerlinde]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863588656
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2015-08-19T16:00:00+00:00


16

»Haben Sie dieser Bande Krimineller das Handwerk gelegt?«

Na danke. Schon nach dem ersten Satz des Jungredakteurs wünschte sich Fink, sein Notizbuch bei sich zu haben, um dort mit mehreren Umps, Pfffs und Grrs seinen beginnenden Groll abzubauen.

»Das sind keine Kriminellen, sondern eigentlich ganz reizende alte Leute.«

Der junge Mann mit den gegelten Haaren hatte Fink keinen Platz angeboten, und so durfte der Hauptkommissar im Stehen beobachten, wie Leander Berlemann sich eine Zigarre mit roter Banderole anzündete und ein paar kränkliche Rauchkringel in die Luft blies.

»Ihre reizenden alten Knacker haben versucht, mich abzuzocken.« Der Kopf von Berlemann, dessen Posten bei den »Stadtmeldungen« nach eigenem Dafürhalten weit unter seinen Möglichkeit lag und nur ein Sprungbrett auf dem Weg zur großen Journalistenkarriere darstellte, verschwamm im Nebel wie ein Berggipfel. »Sie haben sich für jemand anderen ausgegeben und mir völlig schrottige Bauernsprüche geschickt, die sie selbst erfunden haben. Hier.« Er griff nach einer seiner Zeitungen. Sie lag aufgeschlagen auf einem gläsernen Schreibtisch, der überhaupt nicht zu der ansonsten rustikalen Holzeinrichtung des kleinen Büros passte. »Zeigt sich stürmisch unser Wetter, fegst im Hof du bald die Blätter.« Berlemann versuchte sich an einem Rauchkringel, der in der Nominierung für das Prädikat »besonders jämmerlich« ganz weit oben stand.

»Da steckte eigentlich keine böse Absicht dahinter«, erklärte Fink und dachte: Anders als bei dem Menschen, der dieses unsägliche Kraut anbaut. Er versuchte, flach zu atmen.

»Sie finden das hier also nicht bösartig? ›Singen Kinder Martinsweisen, wird man bald die Gans verspeisen.‹«

Fink glaubte, hinter der Nebelwand ein Kopfschütteln zu erkennen. Er hörte es rascheln.

»Und hier geht’s kriminell weiter: ›Wenn’s friert und schneit am Weihnachtsmorgen, musst du dir Streusalz schnell besorgen.‹ Was machen diese Verbrecher denn als Nächstes: Marihuana im Keller von ihrem Tatterknast züchten?« Er stand auf und öffnete das Fenster, woraufhin sich der Dunst etwas lichtete. Ein Panflötenspieler versuchte sich in der Fußgängerzone an »El condor pasa«, und aromatischer Kaffeeduft aus dem nahe gelegenen Eiscafé zog herein.

Kinder kreischten, als der benachbarte Narrenbrunnen Wasser spritzte. Die Basaltfigur stellte einen Soldaten der Karnevalsgarde der Blauen Funken mit einer Kanone dar. Der steinerne Gardist hatte eine Pfeife im Mund und blickte nach Finks Meinung für einen Karnevalisten, der sich doch dem rheinischen Frohsinn verschrieben haben sollte, arg grimmig drein. Aus einem Eulenspiegelgesicht schoss im Sommer alle paar Minuten ein Wasserstrahl einige Meter weit in die Fußgängerzone, und Kinder machten sich einen Spaß daraus, vor dem Brunnen herumzuhüpfen, ohne von dem Strahl getroffen zu werden.

»Gehen Sie hin und sperren Sie diese gedörrten Gauner ein. Allerdings kriegen sie den Unterschied vielleicht gar nicht mehr mit. Die wollten mich doch skrupellos über den Tisch ziehen. ›Wenn die Täubchen dich beehren, wirst du bald den Gehweg kehren.‹ Eigentlich muss man ja staunen, was diesen senilen Verbrechern so alles einfällt. ›Steht der Christbaum noch im Mai, ist das Weihnachtsfest vorbei.‹ Kann man diese Leute nicht besser kontrollieren?«

Fink atmete tief ein, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich unaufgefordert. »Haben Sie wohl ein Blatt Papier für mich?«, fragte er höflich.

»Ja, ja, nehmen Sie sich eins von dem Block da.«

Fink



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