Finder, Joseph by Paranoia

Finder, Joseph by Paranoia

Autor:Paranoia
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


45

Als ich Goddards Büro verließ, empfand ich gleichzeitig Erleichterung und Belastung.

Ich hatte mein erstes Meeting mit diesem Mann überstanden, ohne allzu dumm ausgesehen zu haben. Aber nun war ich im Besitz eines wichtigen Firmengeheimnisses, einer echten Insiderinformation, die das Leben vieler Menschen verändern würde.

Tatsache war: Ich hatte mich entschlossen, dies nicht an Wyatt und Konsorten weiterzugeben. Es war nicht Teil meines Auftrags, gehörte nicht zu meiner Stellenbeschreibung. Es hatte nichts mit den Skunkworks zu tun. Ich musste es meinen Abrichtern nicht mitteilen. Sie wussten ja nicht, dass ich es wusste. Sollten sie doch zusammen mit allen anderen von den Entlassungen bei Trion erfahren.

Gedankenverloren trat ich im dritten Stock von Flügel A aus dem Aufzug, um mir ein spätes Mittagessen in der Cafeteria zu genehmigen, als ich ein vertrautes Gesicht auf mich zukommen sah. Ein großer, magerer Typ Ende zwanzig mit schlechtem Haarschnitt rief: »Hey, Adam!«, als er in den Aufzug stieg.

Noch in dem Sekundenbruchteil, bevor ich das Gesicht einem Namen zuordnen konnte, krampfte sich mein Magen schon zusammen. Mein tierisches Rautenhirn hatte die Gefahr gespürt, bevor mein Großhirn sie benennen konnte.

Ich nickte und ging weiter. Mein Gesicht brannte.

Er hieß Kevin Griffin, war ein freundlicher, fast goofy-ähnlich wirkender Mann und ein ziemlich guter Basketballspieler. Ich hatte bei Wyatt Telecommunications das eine oder andere Mal mit ihm gespielt. Er saß genau wie ich in der Enterprise Division und verkaufte Routers. Ich hatte ihn als sehr gewitzt in Erinnerung, sehr ehrgeizig hinter der Fassade der Gelassenheit. Er schaffte immer seine Vorgaben und witzelte gutmütig über meine lässige Arbeitseinstellung.

Mit anderen Worten: Er wusste, wer ich wirklich war.

»Adam!«, rief er noch einmal. »Adam Cassidy! Hey, was machst du denn hier?«

Da ich ihn wohl kaum weiter ignorieren konnte, wandte ich mich um. Er hatte die Hand auf eine Aufzugtür gelegt, damit sie sich nicht schloss.

»Oh, hey, Kevin«, sagte ich. »Arbeitest du jetzt hier?«

»Jah, im Vertrieb.« Er klang begeistert, als wäre dies ein Klassentreffen oder so. Er senkte die Stimme. »Haben sie dich wegen der Party bei Wyatt rausgeschmissen?« Er gab eine Art Kichern von sich, das aber nicht gehässig, sondern eher verschwörerisch war.

»Nöh«, sagte ich und stockte dann, weil ich versuchte, unbekümmert und amüsiert zu klingen. »Das war nur ein Riesenmissverständnis.«

»Aha«, entgegnete er zweifelnd. »Wo arbeitest du hier?«

»Wie gehabt«, sagte ich. »Hey, schön, dich getroffen zu haben, Junge. Tut mir Leid, ich muss jetzt weg.«

Während sich die Aufzugtüren schlossen, blickte er mir neugierig nach.

Das war gar nicht gut.



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