Filsak, Tina - Micah 10 by Am Ende bleibt die Hoffnung

Autor:Am Ende bleibt die Hoffnung
Format: epub
veröffentlicht: 2017-07-05T16:00:00+00:00

Micah

Vollmond

Micah erwachte schlagartig, wenn auch etwas orientierungslos. Er lag auf dem leeren Rudellager, konnte sich aber nicht erinnern, wie er hierhergekommen war. Lautes Schnurren vibrierte angenehm durch seinen Körper. Die Quelle fand er in den drei Kätzchen, Red, Smokey und Timber, die auf und um ihn verteilt lagen und ihn heftig beschmusten. Die Kätzchen waren mittlerweile bereits zu wohlgenährten Halbwüchsigen herangewachsen. Aus Angst, sie würden davonlaufen oder verloren gehen, ließen die Kinder sie nicht aus dem Haus. Micah nahm sich vor, hier endlich einmal ein Machtwort zu sprechen. So sehr er die Verlustängste der Kleinen nachvollziehen konnte, empfand er es als nicht in Ordnung, die Tiere einzusperren.

Jetzt allerdings war er dankbar für ihre Liebkosungen, denn er fühlte sich matt und kaputt. Das Schnurren übte eine entspannende Wirkung auf ihn aus. Inzwischen kehrten auch seine Erinnerungen zurück. Er hatte so lange durchgehalten wie nur möglich und neben Tommy mussten noch Sam und Zane Blut spenden, ehe Micahs Kreislauf versagte und er zusammenklappte. Das ewige Auf und Ab mit Blutverlust und Nähren war schlussendlich auch für ihn zu viel geworden. Offensichtlich hatten seine Jungs ihn dann hierher gebracht. Nur wo steckten sie alle, denn außer den Kätzchen war niemand im Raum? Das sah der Bande gar nicht ähnlich, ihn allein zu lassen.

Siedend heiß erwachte seine Sorge um Armand und die anderen.

Sachte schob er die Kitten beiseite und erhob sich. Er war nackt! Okay, irgendwer musste ihm die blutgetränkten Klamotten ausgezogen haben. Definitiv kein Fehler. Ein kurzer Rundumblick bestätigte ihm, dass Rod daran gedacht hatte, ihm frische Kleidung dazulassen. Rasch zog er sich an, was sich schwieriger gestaltete als erwartet. Die Kätzchen schienen etwas unterbeschäftigt und wollten spielen. Zusammen mit Micahs immer noch etwas unwilligem Kreislauf ergab dies eine denkbar miese Kombi.

Endlich fertig, steuerte er zuerst die Krankenstation an. Sein Blick fiel auf die Uhr, die über dem Eingang hing. Es war später Nachmittag. Er hatte also den ganzen Tag verschlafen. Das erklärte auch, warum er allein aufwachte. Die anderen schwirrten vermutlich bereits unruhig herum, schließlich war heute Nacht Vollmond und der würde diesmal dank ihrer zahlreichen Besucher eine logistische Herausforderung. Micah stöhnte frustriert. Es würde wohl in einem Chaos enden.

Paula hob den Kopf, den sie über irgendwelche Aufzeichnungen gebeugt hatte.

Der Umstand, dass sie hier ruhig arbeitete, sprach für eher positive Nachrichten.

»Hey, Schlafmütze. Du siehst aus wie durchgekaut und ausgespuckt. Bist du okay?«, erkundigte sie sich besorgt.

»Hallo, Paula! Deine Beschreibung trifft meinen Zustand auf den Punkt. Aber ja, mir geht’s gut. Was mich zu der Frage bringt, wie es um Armand steht. Hat Nestor die Blutung stillen können? Ist er wohlauf? Und wo zur Hölle sind eigentlich alle?« Die Worte waren nur so aus ihm herausgebrochen.

Paulas Blick wurde ein wenig bekümmert. »Also, die gute Nachricht ist wohl, dass Nestor es hingekriegt hat. Armand lebt, doch er ist bisher nicht aus dem Koma erwacht. Außerdem wird sein Körper seit Stunden von einem unerklärlichen Fieber durchgeschüttelt. Dieser kauzige Drache behauptet steif und fest, dass die magische Wunde nicht die Ursache sein kann. Andere Erklärungen hat er allerdings auch nicht.

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