Feuerschwester by Emiko Jean

Feuerschwester by Emiko Jean

Autor:Emiko Jean [Jean, Emiko]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Psycho-Thriller, böser Zwilling, gefährliche Liebe, psychiatrische Anstalt, Eifersucht, All-Age, Rache
Herausgeber: Ravensburger Buchverlag
veröffentlicht: 2016-12-13T13:11:51+00:00


Aus dem Tagebuch von Alice Monroe

Am 4. Juli, dem Nationalfeiertag, versammelte sich die ganze Nachbarschaft unter der Brücke bei Candys Haus, um ein Feuer zu machen. Dafür hievte sich sogar Candy – schnaubend und schnaufend wie ein alter Drache mit Asthma – vom Sofa. Eins von den anderen Kindern musste ihr Akkordeon tragen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang waren wir am Feuer. Candy setzte sich auf zwei Getränkekisten und spielte Moon River, bis die ersten Buhrufe und Pfiffe ertönten und Leute Sachen nach ihr warfen. Dann spielte sie Paint It Black von den Stones. Andere Musiker stimmten mit ein, und am Ende bestand die kleine Kapelle aus ihrem Akkordeon, einer viersaitigen Gitarre, einer Mundharmonika und einer Violine. Es wurde gelacht und getanzt, und es wurden Raketen abgeschossen, obwohl das eigentlich verboten war. Ich war glücklich. Ein Mädchen aus unserer Straße bot mir ein Glas Tequila an. Ich kippte es in einem Zug runter und spürte, wie sich die Flüssigkeit wie heiße Lava durch meine Adern wälzte. Ich genoss, wie sie jede Zelle meines Körpers zum Glühen brachte, und fühlte mich lebendig. Ich ließ mir ein zweites Glas einschenken. Und dann noch eins.

Jason und Cellie waren verschwunden. Sie hatten sich schon den ganzen Tag mit Verschwörermiene tuschelnd in irgendwelchen Ecken rumgedrückt. Sie heckten was aus, da war ich mir sicher, aber das interessierte mich nicht. Solange sie Zeit zu zweit verbrachten, sah Cellie in Jason zumindest keine Bedrohung.

Ich kippte das nächste Glas Tequila. Mickey, der Sohn unserer Nachbarn, hatte es mir angeboten. Er hatte einen Iro, ein Lippenpiercing und zehn Geschwister. Als er meine Hand nahm und mich näher ans Feuer zog, wehrte ich mich nicht.

»Nur ein Tanz«, sagte er.

Ich schlang meine Arme um seine Schultern, schloss die Augen und ließ mich vom Rhythmus der Musik treiben. Alles fühlte sich so gut an. So warm. Bis Mickey von mir weggezerrt wurde und meine Arme ins Leere fielen. Zwischen uns stand Jason. Seine Augen waren kalt und dunkel. Sie funkelten im Schein des Feuers wie schwarze Diamanten.

»Such dir jemand anders zum Tanzen«, knurrte er, woraufhin sich Mickey auf der Stelle verzog.

Dann sah Jason zu mir. »Wie viel hast du getrunken?«, fragte er vorwurfsvoll.

Ich zuckte die Schultern. »Keine Ahnung … ein paar Gläser … es … es kribbelt überall.« Ich grinste und zupfte ihn am T-Shirt. »Nicht sauer sein, ja?«

Er schnaubte. »Na toll. Und morgen bist du total im Arsch.«

Ich verdrehte die Augen. Und wenn schon! Der Tequila machte meinen Körper herrlich biegsam und allmählich taub. Ich wollte weitertrinken. Zusammen mit Cellie und Jason.

»Wo ist Cellie?«, fragte ich.

Das Feuer erhellte eine Hälfte von Jasons Gesicht. Die andere Hälfte lag im Dunkeln. Es sah aus, als würde er eine Maske tragen. »Sie kommt bestimmt gleich.«

»Tanz mit mir«, sagte ich. Ohne seine Antwort abzuwarten, schlang ich die Arme um ihn und zog ihn zu mir heran. Obwohl es ein schneller Song war, bewegten wir uns langsam. Jasons Hände lagen auf meinen Hüften, ich schmiegte meine Wange an sein blaues T-Shirt und rieb meine Nase an dem weichen Stoff.

Ich liebte seinen Geruch nach Zimt und Zigaretten, aber in dieser Nacht roch er anders, fremd.



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