Feuer: Roman (German Edition) by Hohlbein Wolfgang

Feuer: Roman (German Edition) by Hohlbein Wolfgang

Autor:Hohlbein, Wolfgang [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-26T04:00:00+00:00


Kapitel 23

Seine innere Uhr funktionierte offenbar immer noch nicht richtig. Martina hatte ihm etwas zugewiesen, das sie als Gästezimmer bezeichnet hatte, obwohl es nicht deutlich kleiner war als die gesamte Wohnung, in der er bisher gelebt hatte, und er hatte sich auch tatsächlich auf dem fußballfeldgroßen Bett ausgestreckt und zu schlafen versucht.

Selbstverständlich war es bei dem Versuch geblieben. Er war hundemüde, und der morgige Tag würde vermutlich noch anstrengender werden als der zurückliegende. Trotzdem wusste er, dass er keinen Schlaf finden würde. Weder jetzt noch irgendwann in dieser Nacht. Was er in der letzten Stunde erfahren hatte, war einfach ein bisschen viel für einen Tag. Zur Einrichtung des bescheidenen Gästezimmers gehörten selbstverständlich auch ein Fernseher samt Pay-TV-Anschluss und eine gut bestückte Bar. Ohne das Licht einzuschalten, öffnete er den Kühlschrank, inspizierte ihn kurz und entschied sich dann fast zu seiner eigenen Überraschung für eine Cola light. Dann schaltete er den Fernseher ein und zappte so lange zwischen den Programmen hin und her, bis ihm selbst auffiel, dass er nicht einmal registrierte, was er da sah. Er fühlte sich gleichzeitig aufgewühlt wie auch regelrecht paralysiert.

Aber was erwartete er?

Schließlich hielt er es auch nicht mehr aus, auf der Bettkante zu sitzen und dem bunten Flimmern auf der Mattscheibe zuzusehen. Er stand auf, ging zum Fenster und zog den Vorhang eine Handbreit auf.

Draußen herrschte noch tiefste Nacht, aber das Haus verfügte über eine Rundum-Beleuchtung, die nicht nur den Garten, sondern auch die Straßenfront in blassgelbe Helligkeit tauchte. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte mittlerweile nur noch ein einziger Wagen, hinter dessen Windschutzscheibe in regelmäßigen Abständen ein winziger roter Punkt aufglomm und wieder erlosch. Will fragte sich, warum die beiden Idioten nicht gleich eine weiße Fahne schwenkten oder ein Blaulicht auf dem Dach des Wagens montierten.

So komisch die Vorstellung an sich auch war, die Anwesenheit der beiden Kerle da draußen bereitete ihm größere Sorgen, als er Martina gegenüber zugegeben hatte. Solange er hier drinnen war, war er vermutlich in Sicherheit. Aber er konnte sich schließlich nicht für alle Zeiten hier drinnen verstecken. Irgendwann musste er raus, und spätestens dann hatte er Rattengesicht und Slavko wieder am Hals.

Unglückseligerweise waren die beiden nicht sein einziges Problem. Vermutlich nicht einmal sein größtes. Irgendetwas stimmte hier nicht. Will war noch immer viel zu durcheinander, um auch nur einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen, aber er spürte einfach, dass Angela und Martina ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt hatten. Natürlich hatte er das nicht wirklich erwartet – wie denn auch? Niemand konnte die komplette Geschichte eines ganzen Lebens in einer halben Stunde erzählen; schon gar nicht die eines solchen, wie Martina und ihre Tochter es in den letzten zehn Jahren geführt hatten. Aber da war noch mehr. Sie hatten ihm nicht einfach nur das Wichtigste erzählt, sondern ganz im Gegenteil wohl eher das Wichtigste weggelassen. Auch wenn er nicht einmal annähernd sagen konnte, was.

»Sind sie noch da?«

Will fuhr erschrocken herum, und obwohl er Duffys Stimme sofort erkannt hatte, riss er im ersten Moment ungläubig die Augen auf. Er hatte kein



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